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Ein Brett mit vier Rädern heißt hinlänglich Skateboard; man brettert mit oder ohne Kopfschutz Rampen runter und durch Fußgängerzonen und genießt den Anarcho-Touch und die Challenges auf Ramps und in Pipes.

Werden die Bretter länger, kommt gefühlt etwas mehr Entspannung dazu. Dass man auf seinem Board auch tanzt, was ja noch mal ‘ne Steigerung ist, war für uns neu. Linda Bull und Philipp Baumann holen uns ins Boot, Longboard Dancing ist ihr Ding. Linda (31), wir kennen sie als Botschafterin für Sport und Inklusion, hat nämlich auch ein Privatleben und klärt uns auf: „Longboard Dancing ist eine nischige Nischen-Sportart, aber wächst und wächst, der Reiz daran: die Freiheit.“ Gerade zu Corona-Zeiten, derweil alle, auch viele Boarder:innen, für sich waren, alle für sich auch auf ihren Brettern rumprobierten, taten sie sich über eine WhatsApp-Gruppe zusammen. Philipp, Initiator der Gruppe und einer der besten deutschen Longboard Dancer, sagt: „Und ist dann Musik im Spiel, sind wir schnell beim Tanzen.“ Dynamik, Bewegung, Musik – da ist Tanzen nicht so weit. „Kombiniert wird das Dancen häufig auch mit Freestyle Tricks“, erklärt er. Grundsätzlich setzt sich Longboard Dancing nämlich aus zwei Schwerpunkten zusammen: Freestyle und Dancing. Beim Longboard Freestyle werden Tricks mit dem Board gemacht; beim Longboard Dancing geht es darum, elegant über das Board zu tanzen und dabei alles schön und flüssig miteinander zu kombinieren.

„In unserer Gruppe sind wir bereits 150 Leute, bei unseren täglichen Treffen sind mal 5 und mal 30 Leute dabei, ganz frei, je nachdem, wer Zeit und Lust hat. Besonders das Ausfahren, die Dynamik der Kurven, die Körperbewegungen dazu machen für mich den Reiz aus und betonen das Tanzen“, sagt er, womit er recht hat, wenn man auf YouTube die Filme dazu sieht, auch von ihm sind welche dabei.
Pros drehen sich, Schrittwechsel, Pirouetten und dergleichen, „fallen lassen“ ist die Devise. Und weil wir ja Wortspiele lieben, so viel zu fallen lassen, und weil die Konsequenz eines Fehlers in der Regel nämlich Sturz bedeutet, ist man schwer konzentriert, also raus aus dem Alltag. „Du bist so bei Dir selbst, dass alles andere weg ist“, erklärt Philipp weiter. Dynamik, coole Bewegungen und vor allen Dingen: „Mach, was Dir gefällt.“ Sagt er. Style, egal, „die sind völlig unterschiedlich“, sagt Linda. „Auf Contests für die Judges eine extreme Herausforderung“, meint sie. Sie ist sowieso beeindruckt von der Entwicklung, die ihre Sportart nimmt, Struktur ist dabei ein Thema. „Nach welchen Kriterien wird was bewertet und wer stellt die Kriterien wie auf und nennt sich dann Verband, erstellt Rulebooks und ist verantwortlich“, schildert sie, „spannend ist das.“ Was sie total abholt, ist die Gemeinschaft, die Gegenseitigkeit. „Wir treffen uns spontan, helfen uns, geben uns Tipps, feiern die Fortschritte der anderen“, das ist wirklich schön, besonders in dieser Zeit, stellen wir fest. Trainer:innen bilden sich gerade aus Gruppen heraus, aber auch auf YouTube gibt es einiges abzugucken.

Longboard

Im Sommer waren sie oft in Planten un Blomen auf der Rollschuhbahn unterwegs, aber der Winter macht Probleme, es gibt keinen Platz, und deshalb: Parkhäuser gesucht, leere Tiefgaragen oder Lagerhäuser sind gefragt – bislang leider Fehlanzeige. Also, wer was weiß und Bock auf nette Menschen tanzend auf Brettern hat, meldet sich vertrauensvoll bei uns. „Der Sport steckt total an“, sagt Philipp, offensichtlich komplett angezündet, „ich mag die Leichtigkeit einfach.“ Linda: „Und Du merkst gar nicht, dass du schwitzt und offensichtlich Sport treibst“, was ja auch nicht wirklich schlimm wäre, denken wir. Aber das hat wohl mit „Loslassen“ zu tun.
Wer das Ganze gerne mal ausprobieren und Kontakt zur Gruppe aufnehmen möchte, kann sich beim Skateshop Studio Longboard, der die Dancing-Community stark unterstützt, melden.

Copyright Fotos: Jeff Spörri, Max Schneider, Max Schneider

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