Den Tipp bekamen wir von unseren Freunden vom Hamburger Fußball-Verband, und wir sind dafür sehr dankbar. Dafür, dass wir die Macher des KS Polonia kennenlernen durften, KS steht für Klub Sportowy.
Die Macher: zweimal Manfred – Itzen (2. Vorsitzender) und Wolny (1. Vorsitzender), zweimal Manni. Ihr Klub: ein kleiner Unterkunft-/Geräte-Container mit Licht irgendwo in Barmbek, Finkenau, und ein (inzwischen) Kunststoffrasenplatz, eingequetscht zwischen der Hochschule für bildende Künste und dem Gymnasium Lerchenfeld. Seit vier Wochen gibt es Flutlicht. Es regnet, es ist matschig, und die beiden Mannis stehen am Spielfeldrand und beeindrucken uns sehr. Der KS Polonia wurde 1988 gegründet, ist polnisch geprägt, besteht eigentlich nur aus zwei Herrenmannschaften, die beide am Punktspielbetrieb teilnehmen. Aber eigentlich geht es um Heimat, Zusammensein, auch um Bewegung, weniger um Gewinnen. Nun ist Manfred Itzen mit einer Ukrainerin verheiratet, es gibt noch viele private Kontakte in die Ukraine, schließlich „ist die Ukraine das Nachbarland Polens, wir sind uns sehr ähnlich, nicht nur die Sprachen“, erklärt Manni den Grund für das, was jetzt kommt. Auf dem Platz wuselt es nämlich nur so, denn zig Kids spielen Fußball. Gerade hat der KS Polonia sogar 5 Kinder- und Jugend-Mannschaften für den Punktspielbetrieb angemeldet, aktuell gab es gar den ersten Sieg einer der D-Jugend-Mannschaften des KS Polonia überhaupt.
Die Jungs kommen alle aus der Ukraine, über 80(!!!) sind es inzwischen, die von dem gesamten Verein – wie gesagt: ohne Clubhaus und nur zwei Herrenmannschaften – betreut, trainiert, unterstützt werden. „Irgendwie haben wir uns, als der Krieg losging, gar nicht die Frage gestellt, ob, sondern nur, wie. Und dann haben wir einfach angefangen, Familien da rauszuholen, das war uns allen eine Herzensangelegenheit.“ In der Regel kamen nur Mütter mit ihren Kindern, die Väter aller gerade neben uns Fussi-spielenden Jungs sind aktuell im Krieg, beschützen ihre Heimat. Nicht vorstellbar. Manni, im echten Leben Controller, beschreibt sehr sensibel: „Die Kids sind vielfach traumatisiert, kommen teilweise aus den echten Kriegsgebieten wie Charkiw. Sie haben schlimme Dinge gesehen, haben Angst um ihre Väter, ihre Familien.“ Er weiter: „Ein paar Jungs wissen jetzt schon, dass sie keine Heimat mehr haben, das Haus weggebombt, die müssen und wollen hierbleiben“, und uns stockt der Atem.
„Hier ist Ablenkung pur“, sagt Manni. Jeden Tag wird auf dem Platz ab 16 Uhr Training angeboten, unterschiedlichste Altersstufen trainieren zusammen, Trainer Tengiz, gebürtiger Georgier, ist super engagiert. Alle ukrainischen Sportler sind beitragsbefreit, das stemmt Polonia. Gibt es Zuschüsse? „Nein, das machen wir.“ So einfach ist das, und allein die Fahrtkosten für eine Fußballmannschaft mit Auswärtsspielen läppern sich. Die Kids leben mit ihren Familien vielfach noch in Notunterkünften, manchmal in einem der freigeräumten Hotels, wenige in eigenen Wohnungen; alle gehen zur Schule und lernen rasend schnell Deutsch. Training, Abschalten ist mindestens zweimal die Woche.
Gerade bekam der KS Polonia den Integrationspreis des HFV und der S-Bahn Hamburg: 5.000 Euro. „Damit kommen wir fast ein Jahr aus“, sagt Manni und wir schlucken wieder, und dabei kriegen die Kids nach dem Training oft mal eine Tüte Naschis, Obst. Die Mannis sind die echten Knaller, denken sogar weiter, Polonia hat es gepackt: „Wir wollen noch mehr“, sagen sie, „das ist notwendig.“ NOTwendig. „Wir wollen Integration durch Sport vorantreiben, mehr Nationen, bunter: One world, One team“, sagt uns Manni, abends um 19 Uhr, im Regen und in einer Pfütze in Barmbek – und wir sind bewegt. Deswegen hier an dieser Stelle: Wer Freude hat, zu helfen, wendet sich gern an: polonia.hamburg1988@gmail.com
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