Er kommt aus Bremen, das macht ihn so geduldig, ist unser Eindruck – und wir wissen, wovon wir sprechen 😉
Wir treffen Benka Barloschky, den neuen Cheftrainer der Towers, in der Geschäftsstelle in Wilhelmsburg, einen Tag nach der späten und doofen Niederlage gegen Göttingen. Doof sind Niederlagen sowieso, aber diese war die neunte Niederlage, um nicht von Serie zu sprechen, in dieser Saison, und es wird wahrscheinlich langsam schwierig, auch Niederlagen etwas Positives abzugewinnen. „Natürlich hatte ich mir andere Umstände für den Antritt als Head Coach gewünscht“, aber das Leben ist kein Ponyhof, dass weiß Benka auch. „Head Coach zu werden, und zwar hier in Hamburg, das war mein Ziel“, sagt er, und er musste sich in Geduld üben, denn schon im letzten Sommer hätte das klappen können, und dann kam dann doch ein anderer und für Benka blieb wieder die Assistentenrolle.
„Ich hatte sehr viel, sehr hart gearbeitet“, erklärt er heute total ehrlich. „Und habe mich dann sehr bewusst entschieden, einem extrem erfahrenen Trainer noch einmal über die Schulter zu schauen“, um ein weiteres Mal dazuzulernen. Nach einem kurzen Head Coach-Intermezzo, als Raoul Korner zum Jahreswechsel krank ausfiel, Benka kurzfristig den Hut aufhatte und mit den Jungs gegen Würzburg ordentlich punktete, ist er nun dann doch der Head Coach, endlich, so richtig, denn sein Vorgänger musste gehen. Warum? „Es klickt oder es klickt nicht“, meint Benka.
Bei ihm und der Truppe klickt es offensichtlich, „ich bin überzeugt, dass das mit uns funktioniert“, so Benka, obwohl es, so gibt er selbst zu, bequemere Trainer gibt. Das Training, so liest man, ist härter, konsequenter, und der nette Benka kann auch brüllen. Klingt schlimm: Reibereien sind geplant. „Das für mich Wichtigste ist, dass wir ehrlich miteinander umgehen“, sagt er.
„Wahrheit ist das A und O“, er weiter, „wir wollen und müssen uns die Wahrheit sagen, ehrlich miteinander sein“, wohl wissend, dass das „zu Reibereien führt“, meint er. „Und dafür brauchen wir einen geschützten Raum“, erklärt er, um seine bunte Truppe dann nun zu einem Team formen zu können, „wie ein U-Boot, das für zwei Monate abtaucht.“ Benka weiter: „Das wird nicht leicht“, weiß er, denn er meint „Beziehungsarbeit“. Denn: „Die Mannschaft kennt sich kaum, kommt aus verschiedenen Kulturkreisen, die Spieler haben komplett unterschiedliche Backgrounds, gehen im nächsten Jahr unter Umständen schon wieder ihren eigenen Weg, lauter junge Männer, Testosteron-Alarm, und nun besteht die Gefahr, sich zu blamieren.“ Benka: „Die Angst muss ich ihnen nehmen, und dafür muss ich sie kennen, wissen, woran sie glauben. Und sie müssen wissen, dass ich es gut meine, dass ich etwas Gutes für das Team will.“
Er ist überzeugt: „Wenn man gemeinsam was erreichen will, muss man das ICH zurückstellen, auch wenn es für den Einzelnen manchmal unangenehm ist. Unser Geschäft ist ein Ergebnisgeschäft, wir sind durchaus schon dicht beieinander, erst recht, wenn wir gut spielen, gar gewinnen. Aber ein Team ist ein Team, wenn es aus den Tälern einer Niederlage schnell wieder rauskommt.“ Er findet: „Es dauert noch zu lange, bis wir uns wieder fangen.“
Das Training ist also straffer, Fehler werden früher benannt, Klarheit ist angesagt, „da wird nicht lange geschnackt und rumlamentiert“, wobei Entscheidungen durchaus auch diskutiert werden, wenn es zwei oder mehr Alternativen gibt. „Ich habe aber das letzte Wort“, stellt er nüchtern und sehr bestimmt fest. Klar sind auch seine Ansagen, zum Beispiel: „Kopfhörer in der Kabine, vor dem Spiel, no way.“ Die Jungs sollen spüren, wie die Mannschaft drauf ist, sich anfühlt. Das können sie nicht, wenn sie sich mit ihrer Musik volldröhnen. „Solange Ihr Euer Trikot anhabt, müsst Ihr füreinander da sein“, sagt Coach Benka.
Copyright Fotos: Dennis Fischer, Marvin Contessi