Wir treffen Jana Steen (32), waschechte Hamburgerin, eigentlich vom TSC Wellingsbüttel, jetzt beim Hamburger Fußball-Verband als Lehrreferentin Aus- und Fortbildung und kümmert sich stark um die Frauen im Hamburger Fußball.
Dass diese Fußballfelder dicht beieinander liegen, erfahren wir später. „Ich kämpfe für Frauen, für ihre Sichtbarkeit“, bringt Jana es auf den Punkt. Hört sich gut an, denn das ist deutlich. Sie selbst hat schon als kleines Mädchen bei den Jungs gespielt, dann natürlich bei den Girls, Frauen, bis hin zum Aufstieg in die Regionalliga, mit ihrem kleinen Verein. Das währte zwar nicht lange, aber mit „ich war nicht ganz unerfolgreich“ hat sie sicher recht.
„Ich war auch bei der Talentförderung beim Verband, da bin ich aber irgendwie nur mitgelaufen“, lacht sie. Sie war auch Trainerin, im Verein sowieso engagiert, kennt also den Sport aus allen Perspektiven, studierte dann Bildungs- und Erziehungswissenschaften, Schwerpunkt Kindheitspädagogik, ihren Master machte sie in Erziehungswissenschaft – die Frau weiß also Bescheid. Sie sagt über ihren Sport: „Ich hatte nie das Gefühl, benachteiligt worden zu sein, bin als Sportlerin immer bestens gefördert worden.“
Warum auch nicht, aber offensichtlich immer von Männern. Und auch die Vereinsführung in Wellingsbüttel, wie fast überall, ist sehr Männer-dominiert. „Wahrscheinlich war ich damals nur nicht sensibilisiert genug“, sagt sie. Das ist sie jetzt umso mehr, aber entspannt. Denn nachdem ihre Vorgängerin Nadine Pohle in dem Bereich schon ordentlich Gas gegeben hatte, konnte sie nicht Nein sagen, als HFV-Präsident Christian Okun nach deren Weggang sie selbst um Fortführung bat.
Und Jana ist nicht nur sensibilisierter als früher, sie kommt auch mit Fakten: „Trotz der Super-EM unserer deutschen Frauen und einem durchaus als Boom zu bezeichnenden Zuwachs im Nachgang, sind wir absolut gesehen immer noch viel zu wenig Spielerinnen. Dramatisch wird es dann aber bei Trainerinnen, Schiedsrichterinnen, Funktionärinnen“, da spielen Frauen kaum eine Rolle. Das muss sich ändern. Das Dilemma erlebt sie allerorts, wenn sie ihre Ausbildungs- und Lehrtätigkeit wahrnimmt, ihre Veranstaltungen plant und durchführt – Frauen: Mangelware.
„Wir reservieren schon vier Plätze für Frauen, denn unsere Maßnahmen sind immer superschnell ausgebucht“, sagt sie und findet: „Es braucht auch bei Lehrveranstaltungen leichtere Zugänge.“ Frauen, zum Beispiel mit Kindern, ist es manchmal schwer möglich, ganze zwei Tage am Stück anzutreten. Aber der Prozess braucht wohl noch. Ein Baustein ist das Leadership-Programm „Wellenbrecherinnen“ für Frauen in Führungspositionen, das mal vom DFB gestartet wurde.
Das treibt Jana mit Nachdruck hier in Hamburg jetzt voran, um mehr Frauen zu Jugendleiterinnen, Schatzmeisterinnen, Betreuerinnen zu machen.
Ebenfalls sehr wichtig findet sie das einfache Vernetzen. Dafür gibt es jetzt regelmäßige Netzwerktreffen „Frauen im Hamburger Fußball“ (FiHF). Da dürfen alle kommen, die Interesse haben, Frau und Fußball sind die gemeinsamen Nenner-Innen. Zweimal im Jahr kommen, Achtung, denn die Tendenz steigt, ca. 45 Frauen zusammen, tauschen Erfahrungen aus, motivieren sich, lernen voneinander, erhalten aber auch ausreichend Informationen „über Verbandsstrukturen, Lehrinhalte, Chancen im Fußball – auch als Frau. Und Spaß macht das auch“, beschreibt Jana lachend. NETTzwerk sozusagen. Und sowieso braucht es mehr Sichtbarkeit. Carsten Byernetzki, stellvertretender Geschäftsführer des HFV, verantwortlich für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, erklärt: „Wir werben mit Kampagnen, motivieren, und überall, wo wir bebildern, splitten wir konsequent 50:50 männlich/weiblich, das ist für uns selbstverständlich.“ Was Schule machen könnte.
Wer sich weiter informieren will, wendet sich gern an: jana.steen@hfv.de. Jana und der HFV freuen sich.
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