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sporting hamburg, Stadtsportmagazin,
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Dass wir auch noch einfach Vormacher:innen definieren, suchen und finden, ist toll. Warum? Weil uns diese Menschen, diese Sportskamerad:innen von Beginn an sehr sympathisch sind, da können sie machen, was sie wollen. Und sie machen so viel.

Wir feiern genau sie, denn der viel gepriesene Begriff „Ehrenamt“ ist einerseits so wichtig, aber andererseits so staubig, denn da steckt das Wort „Amt“ drin – und das macht es anstrengend, klingt vor allen Dingen nicht sexy. Wir finden ja die Idee, einfach zu machen, zu helfen, auch gern Verantwortung zu übernehmen und dabei Spaß zu haben, ausreichend und sehr großartig. Machen wir’s kurz, für uns sind diese Menschen Vormacher:innen. Sie machen. Und sie machen so, dass wir uns freuen, wenn sie Nachmacher:innen finden, die wiederum sind dann Vormacher:innen und so weiter. In diesem Jahr haben wir sogar vier Preisträger:innen am Start, weil sich den einen Preis nämlich zwei Personen teilen. Das Schöne an unserer Wahl: Die Menschen sind so bescheiden, dass wir sie von anderen vorschlagen lassen. Toller Trick. Bei uns ist mit sich melden, dabei schnipsen und „ICH!“ rufen nichts zu holen. Wir finden die am coolsten, die völlig überrascht sind, dass sie nominiert wurden, weil das Helfen für sie völlig selbstverständlich ist. Und nun ist gut.

„Benne ist für alle da und er hält das Team zusammen“, hieß es unter anderem in der Nominierungsmail.

Der erste ist Benne. Benne ist zweifacher Dad, ein wirklich großer Mann, tätowierte Arme, Lascher im Hafen, und er ist Skateboarder der ersten Stunde. Benjamin Bildstein ist 44 und sein Herz ist so groß wie er groß ist. „Skateboarder sein, das legt man nie ab“, sagt er als Erklärung. Und weil er findet, dass man mit über 100 kg vielleicht eher neben dem Brett steht, leitet er beim Skateboard e. V., da ist er seit 2017, Ferienprogramme, Workshops, Individualtrainings.

Und er vermittelt den Kids die große weite Skaterwelt, die mit ihren ungeschriebenen Gesetzen, den Gesten, der Hilfsbereitschaft und immer mit der Idee und dem Ruf nach Freiheit und Unabhängigkeit. Er unterstützt on top Special Skate-Kurse, Skateboarden für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Benne ist maximal zuverlässig, nimmt sich nicht so ernst und hat mal gar keinen pädagogischen Hintergrund. „Ich bin seit 20 Jahren im Hafen, das könnt Ihr vergessen“, lacht er, und dafür lieben ihn die Kids, Authentizität ist sein Ding. Für uns ein echter Gewinner, seine Kids auch.

„Für den Eishockeynachwuchs im FTV sind die beiden fast schon unersetzlich!“ schrieb uns eine dankbare Spieler-Mama.

Die nächsten beiden Vormacher:innen sind Eishockey-Eltern aus Farmsen, also Crocodiles mit besonderen Aufgaben, sozusagen: Sandra Klinkerfuß (46) und Wolf Ebeling (52), sie Betreuerin bei den U13, er Betreuer bei den U15. Sie sind beide wahrscheinlich doch verwandt und heißen gefühlt beide Immerda, denn sie sind  offensichtlich immer da. Die Teams, jeweils ca. 30 Kids stark, trainieren dreimal die Woche. Sportlich greifen Sandra und Wolf nicht ein, aber menschlich umso mehr. Jeweils ein Sohn spielt in der Mannschaft mit und ist offensichtlich nicht genervt genug, als dass Muttern schon mal in der Umkleide lautstark um Ordnung bittet. Sie fahren, die Spielzeiten für die Kids sind abenteuerlich, dann auch nachts mal nach Wolfsburg zu einem Spiel, 06:00 Uhr auf dem Eis, 07:30 Uhr Anpfiff. Sandra organisiert die Heimspiele, wer schmiert die Brötchen, sie ist für alle Ansprechpartnerin und Ersatz-Mama, „und ich trockne die eine oder andere Krokodilsträne“, wie sie selbst formuliert. Wolf ist „nicht ganz so gut im Trösten“, sagt er. Dafür organisiert er on top das Trainingslager, nimmt sich sogar ’ne Woche Urlaub, um dann bei den Kids Handyverbote auszusprechen, nicht mehr als eine Stunde am Tag, lieber Werwolf spielen, und dafür ist er der König bei den Kids. Wie Sandra bei ihren Jungs. Ihr schönstes Erlebnis: das vergeigte Turnier in Dänemark. Ihre Boys, alle triefend traurig, schwer enttäuscht, weinend in der Kabine, wurden zum fairsten Team gekürt und durften doch noch mitfeiern, zumal es um echte Werte ging.

Jaykay wurde gleich mehrfach nominiert, die Lobeshymnen würden fürs ganze Heft reichen 😉

Die letzten 500 Euro gehen an Jaykay, Jens Kulenkamp (45), Ingenieur bei einem großen Flugzeugbauer an der Elbe. Er ist „schon immer Sportler“, sagt er, schwamm viel als Kind, fing dann das Laufen an und Rad fuhr er sowieso – also Triathlon. Auch Vereinswesen lernte er als Jugendwart in einem Wassersportverein, und wir ziehen das Fazit, er treibt bei den Triabolos sein Unwesen, Deutschlands größtem Triathlonverein. Und da ist er dann doch überraschenderweise im Vorstand gelandet, hat den Job Vereinsorganisation, heißt für ihn: Machen. Jaykay baut gerade eine Jugendabteilung auf, mit Satzung und so, bringt Jugendlichen, die da im Verein mehr werden, auf diesem Weg Strukturen, Verantwortung, letztlich Demokratie bei sowie gesellschaftliches Engagement und Miteinander. Und als er nach Corona wahrnahm, dass die Kombi aus fehlenden Schwimmzeiten in Hamburgs Bädern und ausgefallenem Schwimmunterunterricht während der Pandemie dazu führte, dass etliche Hamburger Kinder nicht schwimmen können, stellte er auch für die Triabolos gesellschaftliche Verantwortung fest und hat den Sportler:innen, auch sich, eine Bahn abgeschnackt, Trainer rekrutiert und inzwischen 222 Kiddies das Schwimmen beigebracht, „sie im Grunde potenziell vor dem Ertrinken gerettet“, sagt er, eher ernst. „Schwimmen war selbst immer mein Liebstes, Schwimmen ist wichtig“, sagt er zu Recht. Er lebt für seinen Verein, findet auch, Triathlon ist ein Vereinssport, träumt von einem Clubhaus. „Wir sind zwar eine junger Verein“, sagt er, „aber Triathlon ist ein absolutes Gemeinschaftsding. Ich gehe seit Jahren nicht mehr alleine Schwimmen, Radfahren oder Laufen. Triathlon ist mehr, kann mehr, dafür setze ich mich ein.“ Aus echtester Überzeugung. Das nehmen wir ihm ab und danken ihm, wie auch sein Verein ihm das dankt, weswegen sie Jaykay vielfach vorgeschlagen haben. Glück habt Ihr.

Copyright Fotos: Pascal Lieleg, privat, Triabolos/Niko Buroh, Triabolos/Ignacio Martínez Egea

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