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… sagt Birte überzeugend, „weil so viel Taktik gefordert ist, weil das Spiel so komplex ist und und und.“

Frauen Football Amazons Birte und Marlene aus Hamburg bei sporting Hamburger Stadtsportmagazin
Birte und Marlene im sporting-Interview.

Und wir freuen uns über zwei extrem spannende Gesprächspartnerinnen: Birte Steinhöfel (31), Erzieherin, und Marlene Schmücker (18), Schülerin. Marlene ist Receiver, Birte die Offense- und Defense-Line zugleich. Beide spielen American Football in der 1. Bundesliga, bei den Hamburg Amazons, der Frauenmannschaft der Hamburg Pioneers, in der American Football-Abteilung der Sportvereinigung Polizei Hamburg von 1920 e. V., kein Profi-Verein, ein stinknormaler Sportverein. Jetzt ham wir’s. Die Amazons sind die aktuellen Deutschen Vizemeisterinnen und wollen in diesem Jahr Meisterinnen werden. Damit auch das klar ist.

Marlene spielt erst seit anderthalb Jahren, ist aber wohl eine echte Bombe, sieht nur nicht so aus, sie lächelt harmlos, fast schüchtern, was auf dem Platz aber offensichtlich nicht der Fall ist. Sie lacht: „Meine Eltern sind inzwischen fein mit meinem Sport“, eine Freundin hatte sie mal mitgenommen und sie hatte Spaß. „American Football ist nicht so üblich“, sagt sie, „ist dabei aber für jede Frau“, ergänzt die deutlich erfahrenere Birte, die seit 11 Jahren dabei ist: „In keiner Sportart findet jeder Mensch seinen Platz wie im American Football. Egal wie Du aussiehst, woher Du kommst, ob groß, klein, dick, dünn – wir brauchen alle“, sagt sie.

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Zu Beginn eines Spielzuges befindet sich eine Mannschaft in Ballbesitz und somit im Angriff (Offense). Das ist Birtes Job.

Und tatsächlich, Headcoach Patrick Nause testet jede Neue nach Stärken, Voraussetzungen, auf unterschiedlichsten Positionen, deren Aufgaben teils unterschiedlicher nicht sein könnten. Birte ist in der Offense-Center: „Ich bin die, die den Ball zum Quarterback snappt.“ Sie trainieren zweimal die Woche, das ist übersichtlich, und dann die Spiele, Trainingslager und so. 8 Spielerinnen kommen lustigerweise aus dem Land der Hot Dogs und Zimtschnecken, aus Dänemark. 

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Ein Spielzug startet, wenn der Ball gesnappt wird.
Frauen Football Amazons Birte aus Hamburg bei ihrem Lieblingssport

Die haben sie auf einem großen Turnier in Malmö kennengelernt. Und weil es in DK keinen Ligabetrieb gibt, rocken die skandinavischen Mitspielerinnen freitags fürs Wochenende die A7 und spielen für die Amazons. Weil sie schneller in Hamburg sind als alternativ in Schweden. Schöne Geschichte in der Geschichte. Mit ihnen sind es an die 40 Spielerinnen, an den Spieltagen braucht es mindestens 22.

„Unsere Saison beginnt im Juni“, sagt Birte, aktuell sind sie deswegen noch entspannt, wir hoffen, sie nutzen die Zeit und kommen demnächst mal mit den Pioneers, das sind die Jungs, zum Radeln in die Europa Passage. In der Saison, da sind sie dann bissig, sind die Hauptrivalinnen Berlin und Kiel. Das ist die Nordhälfte, in den Finals um die Meisterschaft geht es dann gegen den Süden. Im letzten Jahr waren sie lange cool, im Finale leider nicht so. Birte: „Es hat nichts geklappt, alle waren sehr nervös.“ Aber: „Wir sind eine unglaubliche Gemeinschaft, weil jede so ihre Rolle hat und wir wissen, dass es nur zusammen funktioniert“, sagt Birte. Marlene: „Der Zusammenhalt ist wahnsinnig gut, ich wurde wunderbar aufgenommen“, Birte wird emotional: „Ich würde alles für meine Teamkameradinnen tun.“ Sie ist deswegen sogar im Vorstand ihres Vereins, ihre Mutter macht das Catering am Spielfeldrand. „Wir erfahren so viel Unterstützung, das ist großartig“, sagt sie und findet: „Football ist eigentlich ein Frauensport.“ Dabei geht es ihr gar nicht so sehr um Empowerment, sondern vielmehr um ihre Auffassung, dass Football an sich total missverstanden wird. „Hier geht es nicht um Gerangel“, denn: „Mehr Taktik geht nicht. Football ist so superdurchdacht, sehr intelligent und vielseitig … deswegen ist das ein absolutes Frauending“, lacht sie, „und bei weitem nicht so brutal wie Handball“, erklärt sie weiter. „Klar, so ein Tackle kann auch wehtun, aber das ist kein Vergleich dazu, was man als Kreisläuferin aushalten muss.“ Birte spricht aus Erfahrung, hat lange Handball gespielt. „Ich kann deswegen dieses ‚Frauen im Männersport’ beim American Football schon lange nicht mehr hören“, sagt sie. „Ich würde es sooo toll finden, wenn sich da mal was ändert.“ Und die Pioneers, die männlichen Vereinskollegen, „die checken sehr gut, was wir leisten und können, da gibt es gar keine Animositäten, ganz im Gegenteil, es gibt eine tolle Kameradschaft“, erklärt sie.

Nun wollen sie also dieses Jahr Meisterinnen werden und Birte schielt auf die junge Leistungsträgerin Marlene neben sich: „Sie ist ein unglaubliches Talent.“ Marlene freut sich über das Kompliment und wird fast rot. „Football hat mich gefunden“, sagt sie glücklich und freut sich, einen Beitrag leisten zu können. „Das motiviert mich am meisten, spornt mich auch an, noch härter zu trainieren.“

Copyright Fotos: Holger Beck, sporting hamburg

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