Curling in Hamburg, die Geschichte ist immer so speziell wie erzählenswert … Aber wir würden uns ja wiederholen, was wir natürlich nicht machen.
Es gibt nämlich in ganz Norddeutschland nur einen Curling-Club, und die Hamburger, weil ja alle denken, Curling ist Bayern, die waren sogar schon zweimal sensationellerweise als Nationalmannschaft bei Olympia (2002 und 2014). Alles irgendwie immer etwas besonders, um nicht schräg zu sagen, und auch eben gar nicht, weil das alles was mit Leidenschaft zu tun hat – für einen Sport, wie speziell er auch sein mag. Das reicht uns schon. Und deswegen schnacken wir mit Leon Hundertmark (26), der ist Teamkapitän der gleichnamigen Curling-Truppe (2 Frauen, 2 Männer), die Hamburg bei den Deutschen Mixed-Meisterschaften vertreten wird. Und zwar vom 10.–12.03. (Halbfinale: 12.03. ab 9:15 Uhr, Finals 12.03. ab 13:15 Uhr), beim Curling Club Hamburg, Hagenbeckstraße.
Leon ist Sozialarbeiter, leitet ein Jugendhaus in Niendorf und kam zum Curling, weil sein Bruder sein Vorbild auch beim Curling war. Der wiederum war beim Curling, weil er zuvor trefflich analysiert hatte, in welcher Sportart man am entspanntesten zu Olympia kommen kann. Echt jetzt. Die Wahl fiel auf Curling, er hat es aber nicht geschafft. Nun vielleicht mittelfristig der kleine Bruder, was die Familienordnung sicher ein wenig durcheinanderwürfeln würde, der kann sich mit seinem Team nämlich bei obigen Meisterschaften zumindest erstmal direkt für die WM im Mixed qualifizieren.
Zusammen mit Sina Frey, Natalia Artemova und Sebastian Engelhardt tritt er gegen sieben andere Teams an. Von denen kommen allerdings nur zwei nicht aus Hamburg, ergo haben wir schon mal Bronze sicher, Yiiihaaah! Das Team Schöpp aus Garmisch gehört zu den Favoriten, dann das Team Felix Schulze (er war 2014 im besagten Olympiateam) und, wen überrascht es, das Team Hundertmark. Leon ist nämlich mit seinem Team auch Sieger und Tabellenführer der Hamburg-Liga. In der Liga sind allerdings acht Teammitglieder am Start, wobei auch hier nur vier aufs Eis dürfen. Sie bereiten sich sehr konsequent vor, weswegen er sich auch wirklich echte Chancen einräumt, weil sie durch ganz Europa flitzen und auf Turnieren Spiel-Erfahrungen sammeln. „Wir sind sehr fleißig, sehr konsequent, und auch Natalia bringt ordentlich was an internationalen Erfahrungen mit“, sie lebt in Köln.
An Curling liebt Leon gerade das Wettkampfprinzip, erst recht, wenn es darum geht, in den Take-outs die Steine der Gegner:innen aus dem Kreis zu kicken. „Ich liebe die Taktik, die Überlegungen, um die Gegner auszuspielen, da bin ich ja auch als Teamkapitän in Verantwortung. Das ist genau meine Welt.“ Ansonsten ist es die Ruhe, die er beim Training, beim Spielen empfindet. Auch schön: die Kameradschaft, auch mit den Gegnern. Beim Curling – wahrscheinlich ein Grund für das gute Miteinander – gibt es keine Schiedsrichter. Die Spielenden müssen alles auf dem Eis selber klären. „Das ist der Spirit of Curling“, sagt Leon. „Man verliert lieber fair, als dass man unfair gewinnt.“ Wir sind für fair gewinnen.
Copyright Fotos: Ariane Schirle, Sven Jürgensen, Leon Hundertmark
