Die Handballer sind ja in der Regel pflegeleicht, bodenständig, ehrlich, weitsichtig, humorvoll, aber mit Bedacht, konzentriert, … zumindest, wenn man Dominik Axmann trifft.
Der Schwiegersohn- oder Best-Man-Typ, das sind alles Komplimente, hatte wahrscheinlich keine andere Wahl, als Handball zu spielen: Mutter Heike (sie spielte 144-mal für die deutsche Nationalmannschaft) Vater Olaf (er lief früher für Bad Bramstedt in der 2. Liga und Regionalliga auf), Schwester Natalie (bei Rosengarten), beste Freundin Emily Bölk (inzwischen in Budapest) und Partnerin Isabelle (Isi, sie ist Bundesligistin in Buxtehude), spielen alle Handball.
Buxte lässt also etliche Male grüßen, denn da ist Dominik auch geboren und da startete auch seine Handballkarriere. Die Weichen waren und sind also gestellt. Da kann man mit umgehen. Doch warum, um alles in der Welt, ist dieser Mann Bayern München-Fan? Man weiß es nicht. Seine Erklärungsversuche verhallen. Wir sind aber ja liberal, und andererseits beweist er damit Rückgrat. Das halten wir ihm zugute. Muss man dann so hinnehmen.
Wir treffen ihn im Volkspark. Seit 2016 spielt er für den HSVH. Damals, in der U19, war Toto Jansen schon sein Trainer und Dominik war zwei Jahre nacheinander Torschützenkönig der Junioren-Bundesliga. Toto, als Trainer, konnte sich auf ihn verlassen und ist längst wie ein Freund, Begleiter, Förderer und Trainer zugleich. „So eine lange Zeit schweißt zusammen“, einerseits. Beide sind aber Profi genug, zu wissen, dass die Leistung stimmen muss. „Wir ergänzen uns super“, sagt Dominik, „wir nehmen – Big Picture – insgesamt eine tolle Entwicklung, wachsen immer besser zusammen, lernen voneinander, die Mannschaft, der/die Trainer, das ganze Projekt.“ Mit Bedacht, interpretieren wir nicht das erste Mal: „Und natürlich hat man offensichtlich aus der Vergangenheit gelernt.“ Dominik weiter: „Große Töne werden hier nicht mehr gespuckt“, sagt er.
„Da hat der Verein aus der Vergangenheit gelernt, wir sind immer auf dem Boden, machen längst nicht so viel Tamtam, spielen hoffentlich nur immer besser Handball.“ Und dafür sorgt Dominik mit seinen Kollegen und eben mit Toto. „Der ist Chef“, erklärt Dominik, „aber auch Ruhepol, ist locker, immer entspannt – selten ausfallend“, grinst er. Das Entscheidende: „Er gibt uns Freiräume, lässt uns machen, gibt uns Tipps und keine Befehle.“ Zu viel Input findet Toto nicht zielführend, „wir sollen den Kopf frei haben“, so Dominik. „Und er ist immer ein Teil vom Team“, immer topfit, pumpt ordentlich und trägt eben Sportzeug und keine Nadelstreifen. Ein Zeichen für Wir. Aktuell führt das alles zu Tabellenplatz 8.
„Das ist mehr, als zu erwarten war“, stapelt Dominik natürlich tief, das ist aber realistisch und folgt einer ziemlich nachhaltigen Langfrist-Strategie, die offensichtlich aufgeht, dabei Geduld beschreibt, nach in der Vergangenheit mehrfachen Talks mit GF Sebastian Fricke, Präsident Marc Evermann, Trainer Toto oder eben Martin Schwalb. Respekt. „Das ganze Mittelfeld, Platz 8 und 12 liegen zwei Punkte auseinander“, beschreibt Dominik die derzeitige Situation, „enge Kiste, Leipzig, Hannover sind sehr stark.“ Von den Füchsen, den Löwen, dem THW, Magdeburg und Flensburg ganz zu schweigen. Dominik, lange hatte er zuletzt gesundheitliche Probleme (der Mittelfuß), ist maximal happy, „dass ich aktuell unbeschwert spielen kann“. Zunächst mal, weil er ein echter Mannschaftsfreak ist. „Ich gebe alles für die Mannschaft, meine persönlichen Ziele und die des Teams matchen komplett“, sagt er unumwunden und aufrichtig. „Ich versuche immer, meinen Teil beizutragen, im Handball kommen Egoisten nicht weit.“ Deswegen freut er sich, dass er wieder fit ist. „Ich habe währenddessen auch körperlich ordentlich zugelegt, habe echt gearbeitet“, sagt er nach Corona-bedingtem Muskelaufbau, der aus dem 90-Kilo-Dominik einen über-100-Kilo-Dominik machte. „Meine Rolle in der Abwehr ist deswegen wichtig, trotzdem möchte ich auch da noch mehr Auge haben, bin aber eigentlich ganz gut aufgestellt. Und ich möchte zukünftig auch eine größere Rolle im Angriff spielen“, weswegen er sich in Sachen Beweglichkeit wieder von ein paar Kilos getrennt hat. „Dynamik ist angesagt.“ Er ist schon eher sehr „vorbildlich“, sagt er selbst.
Party maaaaal, aber vielmehr hat er gelernt, dass Sport sehr schnelllebig ist, „dass es, auch verletzungsbedingt, sehr schnell auch vorbei sein kann.“ Weswegen er nebenbei Wi-Ing wird, an der Uni Hamburg und dann der HAW, in einem kombinierten Studiengang. „Das ist schon schwierig“, sagt er. „Ich fahre da mit angezogener Handbremse“, aber er fährt.
„Gerade die Trainingszeiten morgens, vormittags kollidieren mit der Uni. Und mal gibt es Professoren, die Verständnis haben, mal aber auch nicht“, schildert er. „Wenn mein Bachelor durch ist, werde ich meinen Master remote machen, Präsenz-Uni klappt nicht, das ist aber mein Ziel.“ Not bad. Wie er sich ablenkt, spielt er Klavier, Cello oder PlayStation?
„Musikalisch bin ich familiär im falschen Zweig, wir sind alle sportlich“, lacht er, „aber ich würde gern singen können“, sagt er schon ernster, wobei wir nicht rauskriegen, ob für The Voice of Germany oder für die Dusche. Sein Privatleben, neben Sport und Uni, widmet er natürlich Buxte-Isi – sie pendeln hin-und-her-crossing-the-Elbtunnel, der Familie oder aber eben der Singerei und, Achtung: Steel-Dart. „Da bin ich gut.“ Oder eben dann doch PlayStation mit den Jungs, „Warzone oder FIFA“, es sei ihnen gegönnt.
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