… nur die Spieler:innen nicht. Auf dem Papier nämlich sind die BG Baskets, sie spielen beim HSV, aus der 1. Rollstuhl-Basketball-Bundesliga abgestiegen. Mmmh.
„Das ist mehrfach unglücklich“, sagt Mareike Miller (32). Denn: 1. Wer will schon absteigen? 2. „Der Trend spricht für uns“, denn „alle letzten Spiele, auch das gegen den aktuellen Tabellenvierten“, wurden gewonnen. 3. Die Entscheidung, ob sie vielleicht doch in der nächsten Saison erstklassig spielen, fällt erst Ende Mai, wenn die Playoffs durch sind und klar ist, wer aufsteigen könnte und mit der Meldefrist auch entschieden ist, wer ggf. nicht aufsteigen will. Was ja heutzutage, wegen der entstehenden Kosten und der zu erwartenden Erstliga-Auflagen schon mal vorkommt. „Die Hängepartie ist eben blöd.“
Mareike ist aber dennoch entspannt, weil auch erfahren genug. Aufgewachsen ist sie im Rheinland, spielte lange Basketball, verletzte sich mehrfach so, dass sie mit 17 bereits ihren geliebten Sport aufstecken musste. Und dann gab es eine Anekdote, als dass sie zur offensichtlich sehr richtigen Zeit in der Turnhalle in Bonn Edina Müller traf, die in der Hallenecke Wurftraining hatte. „Edina berichtete von den Paralympics, vom Rollstuhlbasketball, ich hatte keine Ahnung“, sagt Mareike heute, war aber damals gleich Feuer und Flamme.
In 2008/09 spielte sie ihre erste Saison, rauschte gleich zum ersten Auswahllehrgang der Nationalmannschaft, wechselte dann 2009 für den Sport und ein Studium in die USA an die Universität von Wisconsin-Whitewater. 2010 wurde sie in Birmingham Vize-Weltmeisterin, 2011 in Israel Europameisterin, 2012 gewann sie Gold mit der Nationalmannschaft bei den Spielen in London, in Tokio durfte sie sogar bei der Eröffnungsfeier der Paralympischen Spiele die Flagge tragen. Noch Fragen? Wie viele Hamburger:innen trugen je die Flagge? Mareike tat das.
Und nun versucht sie uns den Abstieg zu erklären. „Gleich Anfang der Saison war Anne Patzwald verletzt, im Januar verletzte sich unser Spielertrainer Alireza Ahmadi so schwer, dass er den Rest der Saison ausfiel“, Mareike selbst hatte Verletzungspech, „die Truppe war stark dezimiert und konnte sich kaum richtig einspielen“, sagt sie. „Der Abstiegsplatz ist unglücklich und spiegelt die Stärke der Mannschaft nicht wider.“ Sie hadert damit aber nicht, es ist, wie es ist. „Besonders schade allerdings für die jüngeren Spieler:innen, die wir geholt haben“, sagt sie, „die haben das nämlich toll aufgefangen, es hat nur nicht ganz gereicht.“ Im Mai wissen wir mehr und wir drücken die Daumen.
Speziell bei diesem Sport ist, dass in der Bundesliga im Gegensatz zur Nationalmannschaft gemischt gespielt wird. So viele Rollstuhlbasketball-Spielende gibt es eben in der Regel nicht. „Frauen haben oft in der 2. Bundesliga mehr Spielanteile, in der 1. Liga setzen sich die Männer auch wegen ihrer physiologischen Vorteile doch mehrheitlich durch“, erklärt Mareike. „Und es gibt insgesamt auch mehr Männer, eine reine Damen-Liga würde vermutlich allein wegen der geringeren Anzahl an Sportler:innen keinen Sinn machen.“ Die Art der jeweiligen Beeinträchtigung ist sehr unterschiedlich, Mareike selbst ist zum Beispiel eine Fußgängerin. In der Bundesliga werden die Sportlerinnen nach diesen Beeinträchtigungen eingestuft, nicht alle haben da die gleichen Werte.
Abstieg hin oder her: Die BG Baskets performen vom 27.04. bis zum 30.04. in Italien bei der Finalrunde des EuroCup 1, da spielen die besten europäischen Teams unterhalb des Champions Cups. Und da wollen die BG Baskets zeigen, wo der Hammer hängt. Dann stehen noch die Weltmeisterschaften im Juni in Dubai und die Europameisterschaften im August in Holland an. Wer von den drei aktuellen Hamburger Nationalspielerinnen – neben Mareike spielen Anne Patzwald und Maya Lindholm im Team – dabei sein wird, entscheidet sich bereits Ostern. Sprich, das mit dem etwaigen Abstieg spielt offensichtlich keine Rolle. Sehr schön, denn wir wollen Euch in Paris 2024 sehen, ist ja klar.
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