Wir erinnern uns nicht mehr, wie oft wie unsere liebsten Athlet:innen im Rahmen unserer Serie auf dem Flughafen angetroffen, erreicht haben. Zu Wettkämpfen, von Trainingslagern. Wahnsinn.
Nils und Clemens haben zumindest gerade nach Stockholm eingecheckt. Training mit den „besten Feinden“, lacht Nils. Gegen die Weltranglisten-Ersten Ahman/Hellvig haben sie zuletzt ein paar Mal verloren. Jetzt suchen beide Teams, und das ist beeindruckend, die wirkliche Herausforderung. Wohl wissend, dass sie in Paris gegeneinander antreten werden, üben sie dann jetzt mal gemeinsam. Das ist super – professionell. Bis Freitag. Am Montag geht es dann nach Gstaad, in die Schweiz, ein nächstes Elite 16. Danach das Gleiche um die Ecke, in Wien. Und dann wird es ja langsam Ernst. Zuvor, sprich in der vergangenen Woche, und das ist großartig, hatten sie sich, nach 4 Wochen Action-am-Stück, eine komplette Woche rausgenommen. Sich gar nicht gesehen. Den Ball nicht, keinen Sand, gar nichts. Auszeit. Nils hat sich sogar klammheimlich in ein schönes Hotel einquartiert, Zeitung gelesen, GAR nichts gemacht, „in der Schanze auf ´ner Bank gesessen und gelesen“, berichtet er, Social-Media-Pause inklusive. Spektakulär unspektakulär. Clemens’ Auszeit war offensichtlich auch erholsam: „Er war im Heidepark“, verrät Nils, „Clemens liebt es, Achterbahn zu fahren.“ Jeder, wie er mag. Und wenn´s entspannt. Irgendwie machen die ihre Sache super.
Auch auf dem Flughafen greifen wir Neele ab. Sie kommt gerade völlig geschreddert vom Weltcup in Swansea/Wales, sie wurde Dritte. Sie hängt in Amsterdam fest, der Flieger hat Verspätung. „Das Rennen in Swansea war sehr hart, sehr körperlich“, sagt sie. „Aber ich habe meinen Körper besiegt.“ Muss man das? Neele ja. „Ich hatte ungeplante Spastiken, Rückenschmerzen“, das ist dann sehr nervenaufreibend, weil auch psychisch anspruchsvoll, denn sie muss sich ja mit ihren Schmerzen auseinandersetzen – und weiterlaufen. Ihre amerikanische Gegnerin siegt, dann Italien, dann Neele/Bergedorf.
Als nächstes kommen die Deutschen Meisterschaften, dann Trainingslager am Stützpunkt Kienbaum bei Berlin. „Und dann ist ja schon bald Paris“, sagt sie und freut sich tierisch drauf. „Paris wird auch sehr anspruchsvoll, es gibt auf den Kursen viele Kurven, extrem viel Kopfsteinpflaster, auch auf der Laufstrecke“, beschreibt sie. „Für Prothesenträger:innen nicht so toll, auch Kurven sind technisch deswegen sehr anspruchsvoll“, eröffnet sie uns allen wieder neue, ihre Dimensionen. Ein weitere folgt: „Wir schaffen das schon“, spricht sie für sich und ihre Gegnerinnen und Mitstreiter:innen, „wir sollten nicht nur uns sehen, es geht nicht nur um mich, es geht um die Sache.“ Und wieder ziehen wir den Hut.
Den ziehen wir auch vor Marla und Hanna, die sitzen wiederum gerade auf dem Flughafen von Marseille und warten aufs Boarding. Bei den beiden hat die „heiße Phase“ längst begonnen, sagen sie. „Wir treten an, um Erfahrungen zu sammeln“, stellen sie aufgeräumt, aber bestimmt fest. „Natürlich greifen wir bei Olympia an, wir machen uns aber nicht verrückt.
Wir lernen gerade, dass bei der Menge an möglichen Stellschrauben nicht alle perfekt sitzen“, sagen sie beide sehr offen, „wahrscheinlich ist das immer so.“ Die letzten 14 Tage habe sie vor Marseille, da wird auch bei Olympia gesegelt, ihr ganzes Material hin- und hergetestet: das frisch getaufte neue Boot, welches Segel bei welchem Wind, die Masten geprüft, die großen Schrauben zu bewegen. Und das alles im Team. „Unsere beiden Ex-Gegnerinnen sind hier unsere großen Helfer und Unterstützer, da sind wir sehr dankbar“, sagt Marla. „Aber auch der Rest des deutschen Teams, jetzt wo alle wissen, wer fährt, wird gerade zu einer tollen Gemeinschaft, alle helfen sich gegenseitig“, schwärmt Hanna. Die beiden Test-Regatten liefen so lala, der Materialcheck stand im Vordergrund, „wir sind aber ganz zufrieden, und die doofen Fehler, die wir gemacht haben, machen wir eben nicht noch mal.“ Zurück in Deutschland, wird nächste Woche eingekleidet. „Da freuen wir uns sehr drauf“, es wird immer heißer, und dann geht es zur olympischen Testregatta über 5 Tage zurück nach Marseille.
Tim Ole war schon mal besser drauf. Wir erreichen ihn in einem weiteren Trainingslager in Österreich. Man gut, dass es da so schöne Seen gibt, das sieht sehr smooth aus. Für Urlauber. Für Ruderer – geht so. Die Stimmung ist nicht gut, denn gerade hatte er mit seiner nominierten Crew den dritten und letzten Weltcup in Poznan/Polen versemmelt. Sie sind 5. geworden, das war deutlich unter den Erwartungen.
Und richtig weird, sie verloren gegen die zweite deutsche Mannschaft. „Bei uns lief gar nichts, auch im Vergleich zu den anderen Mannschaften waren wir ca. 10 Sekunden schlechter als bei den vorherigen Regatten“, beschreibt er seinen Frust, mit dem er und seine Mitstreiter offensichtlich eher auch alleingelassen werden. Der langzeitverletzte Schlagmann war wieder am Start und man hat gemeint, die Truppe findet sich in knapp zwei Wochen wieder tipptopp zusammen. Das hat offensichtlich nicht so gut hingehauen.
Ob denn jetzt was verändert wird? „Nein, die Trainer sagen, es bleibt alles, wie es ist“, die Anmerkungen und Vorschläge der Athleten werden da nicht berücksichtigt. Ein aus der Ferne gefühltes Vakuum, was uns leidtut. Denn eigentlich, „und das machen wir natürlich“, müssen sie sich jetzt noch mehr reinhängen. „Unser Pensum ist wahnsinnig hoch“, beschreibt er. Etliche Kilometer auf dem Wasser, auf dem Rad, Krafteinheiten on top, täglich. Da wäre es doch hilfreich, wenn die mentale Grundstimmung nach vorn geht. Wir drücken der Truppe alle Daumen, damit es ganzheitlich wieder weiter nach vorn geht. Wir wollen Euch im Endlauf.
In einem sehr reizenden Schloss in Bloemendaal an der holländischen Nordseeküste residieren zurzeit die DANAS, die deutschen Hockeydamen. Sie spulen gerade diverse Spiele im Rahmen der Pro League ab und testen und spielen und … und üben den Ernstfall. Gestern gab es einen 2:0-Erfolg über GB. „Das war ganz solide“, sagt Vicky, „aber unsere Ansprüche sind auch sehr hoch, die ziehen vor allen Dingen an.“ Nach ihrer Verletzung war sie zum Glück gleich wieder erfolgreich, auch als Torschützin, ins Team zurückgekehrt.
„Gut, dass jetzt der Kader steht“, sagt sie, „dann ist diese ungewisse Phase vorbei und wir können uns konzentrieren.“ „Das war aber eine harte Situation, die Nominierung in London“, beschreibt sie, denn es fliegen dann ja auch immer Spielerinnen, die genauso fleißig waren, die sich genauso Hoffnungen gemacht haben, aus der Kurve. „Die Cut-out-Quote war hoch“, sagt Vicky. Sie ist dabei. Auf Flipcharts, die dann umgedreht wurden, standen die Namen, wer dabei ist, wer nicht. „Eine riesen Anspannung. Dazu kam, dass wir alle auch körperlich sehr alle waren, eine krasse Situation.“ Da musste dann auch viel getröstet werden. 7 Hamburgerinnen sind dabei. Das ist klasse. Aber auch denen, die raus sind: Hut ab! Nun gibt es noch 2 weitere Spiele in Holland, danach geht es zum Einkleiden nach Düsseldorf, dann erstmal wieder an die Alster. „Aber jetzt wird es wirklich spannend“, merkt man auch Vicky an. Bleibt jetzt bloß alle gesund.
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