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Die neun Hamburger Teams in den Feldhockey-Bundesligen haben sich namhaft verstärkt. Ein Verein sorgt dabei besonders für Aufsehen.

Müsste man eine Rangliste der Reaktionen erstellen, die der Großflottbeker THGC mit seinen Sommertransfers in der deutschen Hockeyszene hervorgerufen hat, stünde ein Wort mit Abstand an der Spitze: KRASS! 23 neue Namen finden sich in den Kaderlisten der Damen- und Herrenteams des GTHGC für die am 6. September beginnende Saison 2024/25 in der Feld-Bundesliga, zehn bei den aus der Zweiten Liga aufgestiegenen Herren, 13 bei den Damen. Zwei davon – Amelie Wortmann und Lena Micheel – stechen so dermaßen hervor, dass die Geschichte dahinter erzählt werden muss.

Paul Kaufmann verstärkt den Polo Club
Amelie Wortmann (Foto oben, r.) spielt in ihrer alten Heimat mit Jette Fleschütz zusammen. Paul Kaufmann (Foto rechts) verstärkt den Polo Club.

Wechsel innerhalb der Stadt waren im Hockey lange verpönt. Heute sind sie zwar Alltag, aber wenn sich zwei Nationalspielerinnen entschließen, vom Uhlenhorster HC, der zwischen 2009 und 2017 immerhin fünfmal Feldmeister war, zum langjährigen Abstiegskandidaten in den Hamburger Westen zu ziehen, sorgt das deutschlandweit für Aufsehen. Dass Amelie, die 2018 aus Großflottbek zum UHC gegangen war, irgendwann zu ihrem Heimatverein zurückkehren würde, war zwar klar. Aber dass ihre beste Freundin Lena mitgehen würde, konnte kaum jemand ahnen. Der Allrounderin, die bis auf Torhüterin schon fast alle Positionen gespielt hat, ist derlei Aufmerksamkeit unangenehm. Die 26-Jährige, die vor acht Jahren vom TuS Lichterfelde aus Berlin zum UHC gewechselt war, steht lieber durch Leistung als verbal im Mittelpunkt. Aber natürlich hat sie mitbekommen, dass ihre Entscheidung hohe Wellen geschlagen hat. „Es war ein langer Prozess, denn ich bin dem UHC sehr verbunden und werde es immer bleiben“, sagt sie, „aber nach acht Jahren habe ich den Drang empfunden, etwas Neues zu wagen, um andere Impulse zu setzen und den Spaß am Hockey wiederzufinden, der in den vergangenen Monaten etwas gelitten hatte.“ Als feststand, dass neben Amelie auch ihre Freundin und UHC-Teamkollegin Nicola Pluta nach Großflottbek gehen würde, „habe ich gespürt, dass dort eine richtig gute Truppe heranwächst, in der ich sportlich ambitioniert angreifen, aber Hockey auch als wichtigen Ausgleich zum Berufsleben sehen kann“, sagt die Jurastudentin, die in Kürze ihr Referendariat beginnen möchte. Der GTHGC sei schon bei ihrem Abschied aus Berlin eine Alternative gewesen, „ich schätze das Familiäre an dem Verein schon lange, habe mich damals aber für die höhere sportliche Herausforderung entschieden.“ Anders als die dritte Flottbeker Nationalspielerin Jette Fleschütz (21), die nach dem olympischen Viertelfinal-Aus gegen Argentinien für die Hinrunde pausiert, stehen die beiden Neuen schon für das erste Heimspiel am 7. September (11.30 Uhr, Otto-Ernst-Straße) gegen den Mannheimer HC zur Verfügung.

Jeremy Hayward spielt in der Saison 2024/25 für den Club an der Alster
Der australische Nationalspieler Jeremy Hayward spielt in der Saison 2024/25 für den Club an der Alster.

Amelie legt Wert darauf, dass jede ihre persönlichen Gründe für den Wechsel hatte und sie ihr Schicksal nicht mit dem der anderen verknüpft hätten. „Letztlich hat uns die Perspektive überzeugt. Flottbek ist ein spannendes Projekt mit einem sehr interessanten Team, das mit der Viertelfinalteilnahme in der vergangenen Saison schon bewiesen hat, welche Ambitionen sie haben“, sagt die Mittelfeldspielerin, die Psychologie studiert und eine Ausbildung zur Psychotherapeutin beginnt. Für sie fühle sich die Rückkehr an, „als würde ich nach Hause kommen. Ursprünglich dachte ich, ich würde maximal zwei Jahre beim UHC bleiben. Dass es sechs geworden sind, zeigt, wie wohl ich mich dort gefühlt habe. Aber ich war in jedem Sommer mit dem GTHGC in Kontakt, der UHC wusste das auch“, sagt die 27-Jährige.

Böses Blut gibt es deshalb keines, was in Lenas Fall etwas anders gelagert ist. „Ich kann verstehen, falls manche im UHC sauer auf mich sind. Aber ich hoffe, dass wir uns auf persönlicher Ebene weiter freundschaftlich begegnen“, sagt sie auch mit Blick auf das erste Aufeinandertreffen am 11. Oktober beim UHC, der tatsächlich den krassesten Aderlass aller neun Hamburger Bundesligateams verkraften musste (siehe Infokasten). UHC-Trainer Jojo Persoon ist dennoch guter Dinge: „Es ist eine Veränderung, aber wir freuen uns drauf und werden unsere Mädels aus der Jugend einbinden. Es wird ein spannendes Projekt!“ Auf ein solches freut sich in Großflottbek nun auch Matthias Witthaus. Der langjährige Rekordnationalspieler ist seit 1. November 2023 als sportlicher Leiter für die Kaderzusammenstellung der Bundesligateams zuständig. Nach Jahren der Inkonstanz, in denen bei den Damen versucht wurde, mit namhaften Stars aus dem Ausland zu punkten, die dann zu selten regelmäßig zur Verfügung standen, soll der Umbruch dieses Sommers der letzte gewesen sein. „Wir haben großes Augenmerk auf inländische Zugänge und mehr Identifikation gelegt. Natürlich stechen Lena und Amelie heraus, aber wir haben insgesamt einen sehr spannenden Kader zur Verfügung, den wir langfristig aufgestellt haben“, sagt der 41-Jährige, der nicht verhehlt, dass das Erreichen des Viertelfinales nun das Minimalziel ist. Das Finanzielle habe, anders als manche mutmaßten, dabei keine Rolle gespielt – was auch Lena und Amelie unterstreichen. „Im Damenhockey sind die Summen absolut überschaubar. Anders als bei den Herren, wo der Markt deutlich komplizierter ist“, sagt „Witti“. Vor allem die Verpflichtung ausländischer Nationalspieler schlägt mit Gehaltspaketen bis in den mittleren fünfstelligen Bereich zu Buche. Umso erstaunlicher, dass alle fünf Hamburger Herrenteams Neuzugänge aus Down Under am Start haben. Besonders hervorzuheben sind daraus sicherlich Australiens Topspieler Tim Brand, Tom Craig (beide Hamburger Polo Club) und Jeremy Hayward (Club an der Alster) sowie Neuseelands Shootingstar Sean Findlay (Polo). Aber auch die Zugänge der Nationalspieler Johannes Große, der aus Köln zu Alster zurückkehrt, und Paul Kaufmann (vom TSV Mannheim zu Polo) tragen viel dazu bei, dass die Saison 2024/25 aus Hamburger Sicht hoffentlich das wird, was sie verspricht: KRASS!

Fotos copyright: privat:Witthaus, Witters, privat

Zu- und Abgänge der neun Bundesliga-Hockeyteams

Damen: Alster: Zugänge: Hachenberg (Raffelberg), Sumfest (USA). Abgänge: Gablac (Polo). Großflottbek: Zu: Breucker (zurück aus Spanien), Böker, Collien, Velmans (alle Polo), Logan (Neuseeland), Micheel, Pluta, Wortmann (alle UHC), Schilling (Wiesbadener HC), Schultze (Bremer HC), Tegtmeier (Rüsselsheimer RK), Fernandez, Thome (beide Argentinien).
Ab: Holzberger, Lovagnini, MacKanzie, Maldonado, Pearson, Tatarczuk (alle Ziel unbekannt). HTHC: Zu: Commentz, Dietrichs (beide Heimfeld), Knobloch (Frankfurt 80), Stewart (Australien). Ab: Hauke (Karriereende), Landgrebe (TSV Mannheim), Martin Pelegrina (Auslandssemester), Ratke (USA). UHC: Zu: Schickel (Münchner SC), Behrmann, Blöcker, Sauerbrunn, Süme (alle eigene Jugend). Ab: Heselhaus (Horn Hamm), Köllinger (Berliner HC), Micheel, Pluta, Wortmann (alle Großflottbek), Rother (Pause), Zhong (Studium USA).

Herren: Alster: Zu: Große (RW Köln), Hayward (Australien), Steinach (SW Köln), Vogel (eigene Jugend). Ab: Newbold (Wimbledon), Baumann, Jeammot (beide Großflottbek). Großflottbek: Zu: Baumann, Jeammot (beide Alster), Byok (Rückkehr nach Pause), Houlbrooke, Morrison, Yorston (alle Neuseeland), van Puffelen, von Stechow (beide Polo), Wellan, Wohlschläger (beide Österreich). Ab: Baumgardt, Blaumer, Jack und Noah Winneberger (alle Karriereende), Aldred, Cosslet, Fraser (alle zurück nach Neuseeland). Polo Club: Zu: Brand, Craig (beide Australien), Findlay (Neuseeland), Kaufmann (TSV Mannheim), Kossel (Zehlendorf), Müller (zurück aus Schottland), Quinders (SW Köln). Ab: van Puffelen, von Stechow (beide Großflottbek), Golden (Ziel unbekannt). HTHC: Zu: Jarzynski (DTV Hannover), Lieser (Nürnberg), Marais, Weyer (beide Australien), von Schwerin (Düsseldorfer HC). Ab: Glander (RW Köln), Habif, Hasbach (beide Mannheimer HC), Körper (Karriereende). UHC: Zu: Bernard (Schweiz), Bernstein (Klipper), Dixon (Neuseeland), Kehlitz (BW Berlin). Ab: Erb (Auslandssemester), Graffitti (Karriereende), Hartkopf (Düsseldorfer HC), Leonhart (Karriereende), Schwarzhaupt (Polo Barcelona), Yamasaki (zurück nach Japan).

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