Der Traditionsclub Klipper THC definiert seinen Stellenwert im Hamburger Hockey und setzt dabei besonders auf die eigene Nachwuchsarbeit.
Er ist Sonderschullehrer im Hauptberuf, Vater von vier Kindern, den Rest seiner Zeit verbringt er seit Jahrzehnten als Trainer im Leistungssport. Und weil Peter Krueger für seine direkte Art bekannt ist, überrascht auch die Antwort nicht, die er auf die Frage gibt, was ihn immer noch für lange Abende und Wochenenden auf dem Hockeyplatz motiviert. „Die Menschen, mit denen ich arbeiten darf“, sagt der 59-Jährige, „es ist unglaublich spannend zu sehen, wie sie sich entwickeln. Aber wenn ich in diesem Verein nicht so großartige Unterstützung von allen Seiten bekäme, wäre ich nie so weit gekommen.“
Die Vorfreude auf das Programm, das Krueger und sein Team in den kommenden Wochen erleben, ist greifbar. Erste Bundesliga heißt es für die Herren des Klipper THC in der Hallensaison 2024/25, die am letzten November-Wochenende mit dem Stadtderby beim Club an der Alster beginnt. Zum ersten Mal seit zehn Jahren sind die Jungs vom KTHC wieder in der Eliteklasse am Schläger, und auch wenn sie in der Nordgruppe gegen die großen Vier von Alster, dem Hamburger Polo Club, dem Harvestehuder THC und dem Uhlenhorster HC krasser und gegen DTV Hannover immer noch Außenseiter sind, möchte der Coach, „dass wir bei allem Kampf um den Klassenerhalt das Ganze auch genießen.“
Immerhin sind die Herren aktuell das Aushängeschild des 1888 gegründeten Vereins aus Wellingsbüttel. Die Damen, die rund um den Jahrtausendwechsel mit zwei deutschen Hallen- und einem Feldmeistertitel die nationale Spitze bildeten, spielen unterm Dach zweitklassig und waren im Frühsommer im Feld sogar in die Regionalliga abgestürzt. „Das war brutal und ein heftiger Schlag für den Verein“, sagt Timo Bredtmann (49), im Vorstand für Erwachsenen-Hockey zuständig. „Aber der Aufstieg der Herren in der Halle, der etwas überraschend kam, ist ein gutes Zeichen, dass es auch im Klipper nach vorn geht.“
Ohne Frage: Ein Leistungsteam pro Geschlecht mindestens auf Zweitliganiveau anbieten zu können, ist nicht nur für die Sichtbarkeit in der Hockey-Hauptstadt Hamburg enorm wichtig. „Wir brauchen das auch als Motivation für unsere Toptalente, damit diese einen Anreiz haben, im Verein zu bleiben“, sagt Florian Westermann. Der 42-Jährige hat im nach dem Abstieg der 1. Damen komplett neu formierten Trainerteam den Posten des Chefcoaches übernommen. „Natürlich war der Abstieg für alle ein Schock, vor allem, weil wir es mehrfach in der eigenen Hand hatten, ihn zu verhindern. Aber ich sehe die Situation als große Chance für einen Neustart, auf den wir alle große Lust haben“, sagt er. Der Stamm des Teams sei komplett zusammengeblieben, „deshalb haben wir uns das klare Ziel Wiederaufstieg gesetzt.“
Eine große Rolle spielt dabei, dass sich der Verein, der nach dem Hamburger Slang-Wort „klippern“ für „den Ball schlagen“ benannt ist, auf seine herausragende Jugendarbeit verlassen kann. 1500 Mitglieder hat der Club, die sich ungefähr hälftig auf Hockey und Tennis aufteilen. Auf der sieben Hektar großen Anlage im Herzen des Alstertals stehen zwei große und ein kleiner Kunstrasenplatz für Hockey zur Verfügung, dazu die vereinseigene Hockeyhalle. Von den rund 750 Hockeyspieler*innen, die von sechs hauptamtlichen Trainern betreut werden, sind gut 500 Kinder und Jugendliche. „Klipper ist ein Verein, der Leistungssport für Familien bietet“, beschreibt Timo Bredtmann die DNA seines Vereins.
„In den vergangenen vier Jahren waren wir mit der U14 und U16 weiblich und männlich in den Endrunden um die deutsche Meisterschaft regelmäßig vertreten. Auf dem Feld zählen wir aktuell ebenfalls wieder mit allen vier Nachwuchsteams zu den Top 16 in Deutschland, wir stellen außerdem einige Talente für die deutschen U-Nationalmannschaften“, sagt Katharina Brasche. Die 43-Jährige, die viele Jahre für die 1. Damen spielte, ist seit diesem Jahr im Vorstand für den Hockey-Nachwuchs zuständig. Am ersten Oktober-Wochenende war der Klipper THC Ausrichter für vier norddeutsche Meisterschaften im Jugendbereich. Die weibliche U16, die in drei Jahren in den Damenbereich aufrücken könnte, gewann dabei den Titel. „In der Jugend sind wir mittlerweile sehr professionell aufgestellt und profitieren davon im Erwachsenenbereich“, sagt Timo Bredtmann.
Der Kampf um die besten Talente ist in Hamburg extrem, die etablierten Bundesligisten strecken immer früher ihre Fühler auch nach dem Klipper-Nachwuchs aus. Um dem entgegenzuwirken, versuchen sie am Eckerkamp zweigleisig zu fahren. „Einerseits wollen wir ein Verein sein, der auch allen, die Hockey nicht mit höchster Priorität spielen können oder wollen, eine Heimat bietet“, sagt Katharina Brasche. Andererseits versuchen die Verantwortlichen mit hoher Durchlässigkeit zu werben.
„Wir wollen unseren Jugendlichen die Möglichkeit bieten, aus eigener Kraft und gemeinsam auf ein hohes Level zu kommen und hier im Verein den Übergang von der Jugend in den Erwachsenenbereich zu schaffen. Damit können wir in Hamburg eine Nische für uns finden“, sagt Florian Westermann in der Hoffnung, dass es viele Talente zu schätzen wissen, in den Leistungsteams schnell viel Spielzeit zu bekommen, anstatt anderswo auf der Bank zu versauern. „Wir wissen aber auch, dass wir dazu schnell wieder mindestens Zweite Liga anbieten müssen.“
Peter Krueger, der Mann der ehrlichen Worte, weiß um die Schwierigkeit dieser Mission. Der Aderlass in seinem Team war im Sommer heftig, neun Leistungsträger verließen die Mannschaft. „Wir hatten Probleme, überhaupt ein Team zusammenzubekommen, und werden sowohl in der Halle als auch in der Zweiten Liga auf dem Feld gegen den Abstieg spielen“, sagt er. Entscheidend sei jedoch, dass sich die vor sechs Jahren getroffene Entscheidung, ein langfristiges Nachwuchskonzept für Damen und Herren zu implementieren, auszahle. „Vom Jahrgang 2008 und jünger haben uns bislang keine Toptalente verlassen. Wir wissen nicht, wie lange sie uns treu bleiben. Aber ich bin mir sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Es wird spannend zu verfolgen, wohin dieser Weg den Klipper THC führen wird.
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