Der Hamburger Fußballverband schreitet wieder und weiter voran. Mit einer eigenen Streaming-Offensive will der Verband seinen Mitgliedsvereinen Gutes tun.
Reichweite ist das Buzzword. Die Oberliga Hamburg, neuerdings trägt sie den Namen Gamesright Oberliga Hamburg, ist das Objekt der Begierde. Für u.a. das Projekt, es befindet sich gerade in der Testphase, ist beim Verband Justus Lemp verantwortlich. Deswegen sprechen wir genau mit ihm. Er ist studierter Sportmanager, Media- und natürlich Fussball-Fan, trainiert u.a. in der Ballerleague eine eigene Mannschaft. Die Ballerleague ist eine private Fußball-Liga mit etlichen ehemaligen Fußball-VIPs, in der Halle, im Netz der heisse Scheiss.
Und hat lange schon auch die Hamburger Oberliga analysiert. „Die kenne ich wie meine Westentasche“, sagt er selber. Nach Vorlage des Bayerischen Fußball-Verbandes in der Bayerischen Oberliga, oder eben in den Regionalligen, da ist ein Streaming-Angebot Auflage, wird hier nun auch in Hamburg in Reichweite investiert. Alle Spiele der 18 Vereine werden gestreamt, das sind 306 im Jahr, und die können auf der Plattform des HFV kostenfrei geschaut werden, live, oder aber wann Du willst. Derweil aber in Bayern eine KI-gesteuerte Produktion Basis ist, die Kameras sind fest installiert – das ist weniger flexibel –, fahren Justus und seine Helfer mit eigener Kamera zu jedem Spiel, können sich dazu schalten, können kommentieren.
„Wir zeigen so mehr Emotionen, mehr Stimmung, mehr Leben, auf und neben dem Platz“ schwärmt er. Eine große Entscheidung. „Das Ganze ist sehr aufwendig“, beschreibt Justus. „Aber weil die Vereine keine Kosten tragen, war die Begeisterung groß“, schildert er weiter.
Abgesehen von Altona 93, die zuvor schon ihren eigenen Stream hatten, und dem ETV, der -aus der Regionalliga abgestiegen- auch Erfahrungen hatte, ist das für alle anderen Vereine Neuland. „Eine tolle Chance, sich selbst darzustellen“, bietet der Verband. „Und wir wollen noch mehr“, erklärt Justus die Vision für nach der Testphase: „Wir wollen zukünftig Special-Events wie Auslosungen live übertragen, wir werden natürlich auch einige Spiele der Frauen-Oberliga bringen, Das haben wir auch auch alles vereinzelt schon getestet, zuletzt haben wir das Top-Spiel der Blindenfußballer gezeigt.
„Letztlich wollen wir mehr Sichtbarkeit für den ganzen Fußball, mehr Aufmerksamkeit“, sind seine Ansprüche. Er ist stolz auf die qualitativen Möglichkeiten. „Wir machen alles per Hand, sind dadurch eben sehr flexibel in Sachen Kameraführung, das bietet mehr Chancen für noch mehr Emotionen. Wir wollen das Gesicht des Spielers zeigen, wenn er gerade aus 25 Metern das Ding oben rechts reingehauen hat“, beschreibt er sehr plastisch und seine Augen leuchten. „Da haben wir uns an der Regionalliga orientiert“, er weiter.
„Wir verstehen uns da als Dienstleister der Vereine und motivieren diese, das Angebot zu nutzen, auch unter den eigenen Mitgliedern zu bewerben. Und dann sind wir mit dem Thema natürlich auch in den Sozialen Medien unterwegs“. Testphase, wie gesagt. Nach Zahlen befragt, hält er sich ein wenig zurück.
„Wir fangen gerade erst an, sammeln Erfahrungen. Das Spiel HSV 3 gegen Pauli im Holstenpokal hatte 6.000 Klicks“. Das soll mehr werden, das ist klar. Und dann will der Verband das Ganze natürlich vermarkten, „da sind wir schon jetzt in intensiven Gesprächen“, denn der Zauber muss ja auf Dauer bezahlt werden.
„Und die Sponsoren der einzelnen Mannschaften haben so ja auch eine Möglichkeit, ihr Engagement weiter zu streuen“, erklärt er. Und weiter: „Irgendwann wünschen wir uns dann eine Konferenzschaltung, wie gelernt von den öffentlich-rechtlichen, als der Fußball-Samstag noch ein Fußball-Samstag war“. Wir werden sehen, sozusagen, auf stream.hfv.de
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