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Das neue Jahr läuft bereits nahezu auf Hochtouren, der Dry January ist vorbei …

… und die ersten – auch sportlichen – Vorsätze sind fleißig angegangen worden, die meisten wahrscheinlich aber wieder nicht oder sie haben sich schon wieder verabschiedet. Das lernten wir in einem Gespräch mit Leser*innen und deswegen haben wir uns im Rahmen unserer Serie sporting präventiv mit der VTF-Fachfrau für Achtsamkeit, Ruth Arens ausgetauscht, obwohl wir das Achtsamkeits-Wort gar nicht nutzen wollen. Das klingt so nach Baumkuscheln, dabei ist das, was dahintersteckt, so gut und wichtig.

sporting präventiv Ruth Arens Achtsamkeitsfachkraft Qigong- und Kampfkunsttrainerin
Ruth Arens ist absolute Achtsamkeitsfachkraft, gibt Seminare, hält Vorlesungen (u.a. für den VTF) und ist Qigong- und Kampfkunsttrainerin.

Denn eigentlich geht es nur darum, dass wir alle, wenn möglich, bei uns bleiben, auf uns hören, uns fühlen – lernen. „Wer sich ständig stößt, wer ständig Ungeschicktes abliefert, scheint nicht bei der Sache zu sein“, sagt Ruth und wir alle können sicher Lieder davon singen. Woran fehlt es? Es fehlt an BEWUSSTEM HANDELN. „Alte Zen-Meister haben hierfür zwei Flügel bestimmt“, erklärt Ruth, die unter anderem auch Kampfkunst- und Qi-Gong-Kurse anbietet.

„Flügel eins sagt: Bemerke, so ist das“, beschreibt Ruth. Nimm wahr, was gerade ist. „Du bist müde“, „mach Dir das wirklich bewusst, und Du wirst feststellen, dass Du auf Dauer früher ins Bett gehen wirst“, sagt sie. Fokussiere beim Sport Deine Gedanken auf das, was ist, auf das, was Du gerade tust“, sie weiter. „Lenke die Gedanken auf einzelne Körperteile, den Atem, den Puls, und Du wirst feststellen, das Training fällt Dir leichter oder, wie Du z.B. durch die Dosierung der Belastung konkret Einfluss auf die Herzfrequenz nehmen kannst“, erklärt sie. „Wer beim Sport laut Musik oder Podcasts hört, ist nicht bei der Sache, bei beiden nicht richtig, im Grunde genommen.“ „Unser Geist will immer was Neues“, sagt sie.

„Gerade bei anspruchsvollen Krafttrainings, wo es auch auf die Bewegungsausführung ankommt, macht eine Fokussierung absolut Sinn und liefert genau deswegen auch bessere Ergebnisse.“ Sie weiter: „Ganz abgesehen davon, dass der Kopf ja auch mal ’ne Pause braucht, am besten mal gar nicht nachdenken soll.“

sporting präventiv Joffen an der Alster im herbst in Hamburg


„Gerade im Sport spricht man dann davon, im Flow zu sein“, sagt sie und lacht: „Multitasking gibt’s gar nicht, Multitasking ist Stress.“ „Lieber beim Laufen um die Alster den Vögeln lauschen, den Wind fühlen oder die Füße bewusst spüren.“ „Du bist erholter, wenn Du Dich auf eine Sache konzentrierst.“ Der zweite der angesprochenen zwei Zen-Flügel beschreibt Akzeptanz. „Nimm die Dinge, wie sie sind“, reg dich nicht auf, könnte man auch sagen.

sporting präventiv nackter Frauenfuß im Gras Relaxen und Ruhe

„Wir sprechen vom präfrontalen Kortex“, sagt sie, „wir wollen die Zeit zwischen Reiz und Aktion verlängern, wollen Impulskontrolle lernen“, erklärt sie weiter.„Das kann man trainieren, das ist wichtig.“ Frag Dich, wie es Dir geht, und nimm es an, bewerte es nicht. „Wie fühlt sich Dein Körper an, das, was Du gerade tust?“ Sei sensibel mit Dir und nimm es an, wenn es Dir nicht gut geht.

„Das darf sein, das sollte sein, weil es so ist.“ Dein Ding! Und sie beschreibt eine Alltagssituation, bei der man richtig gut üben kann. „Essen, ohne etwas anderes dabei zu tun“, empfiehlt Ruth. „Da kochen die Menschen lange und gut und schauen dann beim Essen Netflix.“ Es ist erwiesen, dass man nicht gleichzeitig wirklich gut schmecken und dabei Spannung aushalten kann“, sagt sie.

Im Sport kann man jede Sportart für ein Achtsamkeitstraining nutzen, in dem man alle anderen Einflüsse ausschließt. Das ist für viele eine gute Voraussetzung für effektives Training und Erfolg. „Erfolgreiche Tennisspieler*innen hören die Zuschauer und eine Geräuschkulisse nicht“, sagt sie. Im Großen und Ganzen geht es um Selfcare. Sie weiter: „In diesem ganzen Selbstoptimierungswahn“, sagt sie, und findet, dass auch im Rahmen dessen die Menschen nicht genug auf sich aufpassen. „Viele Menschen wollen mega-schlank sein, weil ein Trend, weil TikTok das vorgibt, aber fühlt man sich damit gut und richtig“, fragt sie, „fühlen die sich wohl“. „Hier wird Sport nämlich lediglich genutzt, dabei muss Sport doch Freude machen“, gibt sie zu bedenken. Sie stellt damit natürlich gar nicht all die gut gemeinten Bemühungen in Frage, die Menschen von mehr Sport und Bewegung zu überzeugen, sagt aber auch, dass wir alle besser in unsere Körper reinhören sollten: „90 % aller Ratschläge werden nicht umgesetzt“, weiß sie aus der Forschung, also steht sie für ein Reinfühlen, ohne Spiegel. Und wenn man das spürt, geübt hat, dann wird man und frau feststellen, was ihm/ihr gut tut und wo und in welchem Maße es an Bewegung mangelt. Und wenn es dann losgeht, dann geht es richtig los, weil es von innen kommt und echt ist.

Copyright Fotos: Pixabay.de, privat

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