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Die Pöhling-Brüder vom Harvestehuder THC haben eine unvergessliche Saison gespielt.

Kilian Pöhling Top-Spieler beim HTHC
Kilian (l.) und Anton Pöhling (r.) sind ihrem Harvestehuder THC seit über einem Jahrzehnt treu – und zu Führungsspielern gereift.
Anton Pöhling Spieler beim Harvesterhuder THC

Das Ambiente könnte nicht passender sein. Anton Pöhling (30) und sein jüngerer Bruder Kilian (28) sitzen im Trophäenraum ihres Hockeyclubs Harvestehuder THC (HTHC) an der Barmbeker Straße 106. Wohin das Auge sieht: Pokale, Pokale, Pokale. Plus Wimpel für bedeutende Erfolge der Jugendteams. Der HTHC ist eine von Deutschlands Top-Adressen im Hockey.

Anton und Kilian wurden in dieser Saison mit ihrem Club Deutscher Meister. Anton bald darauf mit der Nationalmannschaft auch Weltmeister. Es war ein sportliches Drama in mehreren Akten. Im Finale der deutschen Hallenhockey-Meisterschaft vor 4532 Fans am 26. Januar in Frankfurt am Main gegen den Crefeder THC holte der HTHC zweimal einen Drei-Tore-Rückstand auf – bevor Kilian im Penaltyschießen den entscheidenden Penalty vergab.

„Die Crefelder Spieler liefen schon jubelnd auf den Torwart zu. Ich dachte, das war’s“, erinnert sich Kilian. Doch der Crefelder Keeper hatte den Ball mit der runden Seite des Schlägers abgewehrt. Das ist verboten. Die Konsequenz: ein Siebenmeter für den HTHC. Der war drin, das Penaltyschießen ging weiter, Kilian trat dort erneut an und traf – und der HTHC wurde doch Deutscher Meister.

Kilians Bruder Anton flog kurz darauf zur Weltmeisterschaft nach Kroatien – und sicherte sich mit der deutschen Nationalmannschaft den Hallenhockey-WM-Titel. Ebenfalls nichts für schwache Nerven. Im Viertelfinale fehlte den letztlich knapp unterlegenen Polen nur ein einziger Penalty – und Deutschland wäre draußen gewesen. Das Finale gegen Österreich entschied das deutsche Team erneut im Penaltyschießen für sich. Mit 2:1. „Ich wurde ein bisschen geflachst, weil ich meinen Penalty verschossen hatte. Aber das hatte ich auch verdient“, sagt Anton Pöhling lächelnd. Seine extrem nervenstarke Leistung und seine Leitung des Teams auf dem Feld als Führungsspieler während des Turniers war absolut überzeugend.

Deutscher Meister nach Finalsieg gegen Crefelder THC
Deutscher Meister! Nach dem dramatischen Finalsieg gegen den Crefelder THC entfachten die Spieler des Harvestehuder THC einen Jubelsturm.
Jubelsturm der HTHC Spielker nach dem Deutschen Meistersieg

So wie auch die Pöhling-Brüder eine sehr überzeugende Karriere hingelegt haben. Als Anton 18 und Kilian 16 war, kamen die gebürtigen Braunschweiger gemeinsam nach Hamburg zum HTHC. Gleich in Antons erster Saison gelang die deutsche Meisterschaft und der Sieg in der Euro Hockey League, so etwas wie die Champions League im Hockey. Kilian spielte da noch in der Jugend. „Ich stand da noch als Fan bei den Spielen der Herren am Rand und dachte mir, ich will auch mal mit ihm gemeinsam auf dem Feld Titel holen“, erinnert er sich.

Dieser Traum ging für beide bereits mit dem deutschen Titel im Hallenhockey 2023 in Erfüllung. Anton holte zudem mit der deutschen Nationalmannschaft zweimal den Titel des Europameisters.

Kurioserweise war der recht erfolgreiche HTHC vor dieser Saison nach einem Umbruch im Team kein Favorit. Die Mannschaft, die im Endspiel auf dem Platz stand, hatte nur ein Durchschnittsalter von 21,6 Jahren. „Wir haben in dieser Saison einfach einen Lauf durch unsere gewonnenen Spiele gekriegt. Plötzlich waren wir im Flow und hatten das Selbstbewusstsein, all die Qualität unseres Kaders zu zeigen“, sagt Kilian, der etwas extrovertiertere der ruhig und gesettelt wirkenden Brüder.

Verantwortlich dafür war auch die vom Trainerteam Paul Pongs und Tobias Lietz geschaffene gute Atmosphäre im Team. „Wir schätzen die beiden unheimlich. Sie waren früher Spieler beim HTHC und wir haben mit ihnen noch selbst zusammen auf dem Feld gestanden“, erklärt Anton. 

Was auffällt: Sowohl Kilian als auch Anton schätzen das Bodenständige und Familiäre. Ihrem Club, bei dem sie nur eine kleine Aufwandsentschädigung erhalten, sind sie nun seit über einem Jahrzehnt treu. „Wir sind sehr froh und dankbar, dass Anton und Kilian Teil unseres Teams sind – und freuen uns mit ihnen auf alles, was noch kommt“, sagt HTHC-Coach Pongs.

Teil der großen Hockey-Familie ist auch der ältere Bruder Julius (32), der allerdings auf nicht ganz so hohem Niveau Hockey gespielt hat. Und die Familie mit Vater Christian (67) und Mutter Anke (59).

„Unser Vater ist als unser größter Fan bei jedem unserer Auswärtsspiele dabei. Nur unser Auswärtsspiel in München hat er wegen dem Hochzeitstag unserer Eltern verpasst“, sagt ­Kilian lachend. 

Eine klare Aufgabenverteilung gibt es in der Familie auch. „Für unseren Vater waren wir immer gut, selbst wenn wir schlecht gespielt haben. Unsere Mutter ist da gemäßigter und ihre Aufgabe ist es, das Ganze ein bisschen zu relativieren“, sagt Anton verschmitzt.

Motivationsprobleme nach den errungenen Titeln gebe es übrigens nicht. Dazu sind die Brüder, die nebenbei in ihrer Freizeit unter anderem auch Tennis, Tischtennis, Padel-Tennis und Spikeball spielen, sowieso zu sportverrückt. 

Beim nächsten Ziel sind sie sich schon einig: „Wir wollen gerne wieder Deutscher Meister werden.“ Ans Aufhören denken sie noch lange nicht.

Copyright Fotos: Lars Kopp Photosport, Thorge Huter

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