Es tut sich was, Stichwort „Frauen im Sport“.
Das ist prima, aber dann an dieser Stelle mal gar nicht auf der wichtigen Funktionärinnenebene, in Vorständen, Beiräten und Netzwerken, Equalpay … sondern einfach auf der Platte.
Die Kollegen vom ETV schlafen ja nie und stellten fest, mit dem Frauen-Erstliga-Profisport in Hamburg sei diesbezüglich noch Luft nach oben. Und Volleyball ist in den letzten Jahren, spätestens seit Olympia, längst wieder eine schicke Ballsportart, Achtung: Halle, nicht Strand. Und letztlich machen es seit Jahren die Lüneburger Männer vor: Spitzen-nachhaltiges Management, Halle immer voll, Championsleague. Nun also der ETV, und der hat sich unter anderem für dieses Projekt den EX-St.Pauli Marketing-Mann Christian Prüß geschnappt, der soll zwar auch den ganzen Verein marketingseitig glücklich machen, aber ist nun zunächst einmal auch Head-of-Frauen-Volleyball-Bundesliga-Experience.

„Einerseits fokussieren wir uns in Gänze auf die Marke ETV, und die hat sich jetzt andererseits den Profi-Sport vorgenommen. Denn wir sehen da tatsächlich in Hamburg eine Marktlücke bei Frauensportarten“, sagt er sehr sachlich. „Und wir haben uns zum Ziel gesetzt, hierfür in den nächsten Monaten und Jahren die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen“.
Nachhaltig ist das Narrativ.
Denn nicht alle Geschichten sollen sich wiederholen, so gab es mit Aurubis und dem VT Hamburg in Fischbek schon mal den Versuch, Frauen-Volleyball-Bundelisga in Hamburg zu etablieren. Was sich zunächst ganz gut anfühlte und auch erfolgreich war, scheiterte dann spätestens, als der Hauptsponsor ausstieg und kein Ersatz gefunden werden konnte. Damit das alles nicht noch mal passiert, wollen die Macher*innen bei ETV sehr behutsam aber substantiell vorgehen.


„Wir wollen eine eigene Welt, eine eigene Erlebniswelt, um das Team kreieren, einen eigenen Auftritt, eigene Social Media-Kanäle entwickeln, mit Leben füllen. Start ist die kommende Saison. Wir wollen tolle Events für Hamburg schaffen, und dafür drehen wir an vielen Stellschrauben“, beschreibt er den Weg und seine wahrscheinlich riesige workload.
„All in ist angesagt, nur immer zum richtigen Zeitpunkt“, sagt Christian. „Wir wollen uns drei Jahre Zeit nehmen“, sagt er, die Situation gibt das her. Hintergrund ist, dass die Volleyball Bundesliga auf das aktuell in der 2. Liga-Pro spielende Team zugegangen war und vorgeschlagen hat, in einer attraktiven Ersten Liga anzutreten. Ein sportlicher Aufstieg ist nicht nötig, eine Anmeldung, eine Lizenz mit diversen „Hat-Zeit-Sternchen” und eine dreijährige Nicht-Abstiegsgarantie waren der Vorschlag, die Bedingungen. Und was sich jetzt aus ur-sportlicher Sicht etwas weird anhört, macht aber durchaus Sinn, und ist im Profisport, gerade da wo es auch um viel Geld geht, allen voran in den Staaten, durchaus gang und gäbe. „Die Liga will uns und zwei weiteren Teams Zeit für eine solide Entwicklung geben“, erklärt er weiter. „Es gibt schon mal ca. 8.000 Volleyball-Spieler*innen in Hamburg, ich verspreche mir da schon einiges an Rückhalt“ und er stapelt nicht ganz ernstgemeint tief: „im ersten Jahr reicht uns ein Satzgewinn, im zweiten ein Spiel, im dritten: nicht absteigen“, erklärt er die sportliche Vision und freut sich, wenn Hamburg diesen Weg mitträgt. Und Geduld mitbringt.


Aktuell sind die Mädels in der 2.Liga Pro Tabellen-Sechster.
Und es ist klar, dass es unter Umständen von den aktuell 14 Spielerinnen unter Trainer Holger Schlawitz nicht alle, so rein spielerisch, in die mittelfristige Erst-Liga-Truppe schaffen. „Allen ist das bewusst“, sagt er, „Ziel ist aber, alle auf die Reise in die 1.Liga mitzunehmen“. Und trotzdem wird es Bewegung geben, „es wird ein professionelles Scouting geben, Spielerinnen aus ganz Norddeutschland melden sich schon jetzt bei uns, weil einfach auch Hamburg als Standort zieht“, erklärt er.
„Die rennen uns die Türen ein“, was uns natürlich freut. Side-Fact: Ex-ETV-Beacherin Leonie Körtzinger hat sich längst der Truppe angeschlossen, ist schwer motiviert und könnte mittelfristig wohl eine Führungsrolle übernehmen. Was sich ja alles schon mal ganz gut anfühlt. „Und auch vertriebsseitig lässt sich das Projekt gut an“, sagt er und berichtet von vielen positiven Gesprächen mit der Hamburger Wirtschaft. Neben einigen neu erworbenen Partnern hat eines offensichtlich besonders gut gepasst, weswegen sich die Hamburger Volksbank zuletzt auf einem Pressetermin in der CU-Arena als Namensgeber und erster großer Wirtschaftspartner outete. Gerade die Volksbank hat auch der behutsame, nachhaltige Weg nach Oben sehr beeindruckt“.
Alle gemeinsam gehen wir davon aus, dass der professionelle Frauensport in Hamburg ein großes Potential hat, und wir arbeiten dran, dass mittelfristig ein paar weitere Schultern mehr dieses Projekt tragen. „Die Wirtschaft darf sich gern bei uns melden“, sagen Christian und der ETV. Die Active City freut es natürlich sowieso.

Christoph Holstein, anlässlich des Pressetermins: „Das ist ein großartiges Projekt, wir freuen uns auf Wieder-Erstliga-Volleyball in Hamburg und ich habe großen Respekt vor dem Mut und der Courage. Viel Glück“.
Da schließen wir uns an.
Copyright Fotos: Justus Stegemann