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… Sagt sie von sich – und von Empowerment sprechen wir dann mal nicht in diesem Piece. Denn Jette Kuhn, natürlich Schülerin, ist schon empowered, sie ist nämlich gerade im Ju-Jutsu Europameisterin U16 in ihrer Gewichtsklasse geworden.

Und wenn sie durch Finkenwerder geht, sie kommt nämlich von der Insel und ist ein weiteres Aushängeschild des sehr umtriebigen Hamburger Stadtteils gegenüber von Nienstedten, müssten alle eigentlich einen Bogen um sie machen. Muss man aber nicht, denn Jette ist ´ne nette. Super harmlos sieht auch Emilio aus, Emilio Vigo Garcia, auch 14, der wurde gerade Vize-Weltmeister (U16). Beide grinsen, wenn sie berichten, dass sie gerade im Schlagen und Treten besonders gut sind, und dann im Würgen. Ju-Jutsu ist bekannterweise eine Kampfdisziplin. Die sich gut erklären lässt, weil sie andere Kampfsportarten vereint: Aikido, Judo und Karate, aber auch Elemente vom Thai- und Kickboxen mit philippinischen und chinesischen Einflüssen sind enthalten. Lauter Kampfkünste, die natürlich aus ihren langen Historien im Grunde zur Selbstverteidigung dienten. Peace. Die besten Griffe, Tritte, Schläge, Würge-, Halte- und Hebetechniken wurden für Ju-Jutsu zugeschnitten und fertig ist das Haus vom Nikolaus. Was alles doch ein wenig aggro klingt, ist eben auch eine Kunst, und es geht, einvernehmlich sowieso, natürlich maximal fair vonstatten. Und wer nicht mehr will, klopft auf den Boden und der Kampf ist sofort beendet. Wir sind beruhigt. „Ich gehe nach jedem Kampf zu meiner Gegnerin und frage sie, ob es ihr gut geht“, sagt Jette, die auf der Matte – laut Trainer zumindest – nicht so brav ist, wie sie aussieht, die Bezeichnung „Kampfsau“ wäre uns nie in den Sinn gekommen, der kam von ihr selbst. Ähnlich verhält es sich auch mit Emilio, der auf der Matte auch nicht wirklich schüchtern ist, sagt Claus der Trainer.

Ju Jutsu

In der Regel betreiben private Sportschulen, Dojos diese Kampfsportarten, oder in Hamburg eben der TuS Finkenwerder, ein ganz normaler Stadtteilverein, der stolz wie Bolle auf seine Kampfkunstsparte ist. Über 100 Mitglieder zählt die Truppe und ihr König, seit mehr als 25 Jahren, ist Claus Bergmann-Behm (53). Claus ist ein Ju-Jutsu-Mega-Fan, seit langem, war früher auch mal Turner, und er rockt seitdem mit unermüdlichem Einsatz die ganze Sparte, führt sie zu großen Erfolgen; diverse Sportler:innen von ihm sind in den Bundeskadern und werden dann mal eben auf Kreta Europameisterin (Jette) oder in Abu Dhabi Vizeweltmeister (Emilio). Beide waren zwar vom Deutschen Fachverband gemeldet worden, das ist natürlich Voraussetzung, waren aber aufgrund ihrer Vorleistungen „nur“ Zweitstarter, mussten ihre Reise etc. finanziell selbst stemmen, bzw. der Verein, ihre Unterstützer. Umso größer offensichtlich der Ehrgeiz, dem Verband zu zeigen, wie man sich auf der Elbinsel Finkenwerder denn so verteidigt, wenn feindliche Piratenschiffe aus Blankenese anlanden. Beindruckend die Arbeit des TuS Finkenwerder dabei, der, so bestätigt Claus, tatsächlich aufgrund seiner geografischen Lage eine besondere Aufgabe hat, die Jugend und Menschen zu bespaßen, besser: zu bewegen. „Im Grunde sind die Kids hier ein wenig gefangen“, sagt er lachend. Was dank HVV natürlich nicht wirklich so ist, aber ein bisschen schon, und Selbstverteidigung, gerade für Frauen, ist auch eines seiner Motive.

Und deswegen zimmert Claus in seiner Kaderschmiede, aktuell unter anderem unterstützt vom ehemaligen Spitzenkämpfer und Sportwart Sergej Balbuzki (28), immer wieder Spitzentalente, auch auf ungewöhnlichem Wege. „Während Corona durfte ja nichts stattfinden“, sagt er, weswegen er – nach Absprache mit seiner gleichfalls sportbegeisterten Frau – die eigene Garage zum Dojo umfunktionierte, Matten auslegte, um – nach Absprache mit den Eltern – die Kids mehr oder weniger undercover fit machte. Und das hat sie offensichtlich, als es dann auch verbandsseitig und offiziell wieder losging, ein ordentliches Stück vorangebracht. Da Ju-Jutsu nicht olympisch ist, träumen auf Finkenwerder die sehr bescheidenen Ju-Jutsu Talente von den World Games, wenn sie groß sind …

Copyright Fotos: Elsa Braun

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