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Auch eine Dauerbrennerin ist ja Edina. Sie ist eine sehr, sehr erfolgreiche Athletin, strebt ihre 5. Paralympischen Spiele an, und wer denkt, sie ist deswegen schwer abgebrüht, hat sich getäuscht.

Schon 2008 (Na, wo waren da die Spiele? Auflösung siehe unten* ;-)) gewann sie Silber, 2012 in London Gold, jeweils im Rollstuhlbasketball. Dann wechselte sie zum Para-Kanu und rockt da, zuletzt die Sprintstrecke: 2016 gewann sie im Einer Silber, 2021 in Tokio dann wieder Gold.

Edina Müller Sportlerin des Jahres 2021/2022
Edina ist 2021 und 2022 zu Hamburgs Sportlerin des Jahres gekürt worden; Active City Botschafterin ist sie auch.

Die etlichen DM-, EM-, Weltcup- und WM-Medaillen zählen wir jetzt mal nicht auf, aber 4 Teilnahmen bei den Paralympics und jedes Mal eine Medaille – ein Omen für Paris? „Gold ist bereits vergeben“, sagt Edina und berichtet, dass ihre ukrainische Rivalin Maryna Mazhula für sie in Paris als unschlagbar gilt. „Seit dem Krieg ist sie im Trainingslager, notgedrungen sozusagen“, sagt Edina, „da habe ich keine Chance.“ Edina und ihr Partner Niko sind Eltern von Liam, „der ist gerade fünf geworden“, sie ist selbstverständlich berufstätig, halbtags, „eigentlich ganztags“, als Sporttherapeutin am BG Klinikum Boberg, „ohne diese Unterstützung wäre der Sport auf diesem Niveau nicht möglich“, sagt sie dankbar. „Ich arbeite dort mit verschiedensten Verletzungen aus sämtlichen Berufsfeldern.

Am liebsten kümmere ich mich um ältere Herrschaften im Rollstuhl, das ist eine tolle Aufgabe, diese Menschen profitieren sehr davon. Ich liebe meinen Job“, erzählt sie. Sie lebt eine Mehrfachbelastung. Und trotzdem wird täglich trainiert, immer im Wechsel zwei volle Tage mit 2 Einheiten und einen halben mit einer Einheit, sonntags aktive Regeneration.

Edina am Steg in Südafrika
Beim Training im sonnigen Südafrika.
Edina Müller Training Kanu Südafrika
Auch auf der Südhalbkugel heißt es: Einfach durchziehen im Trainingsrevier in Südafrika

„Der Zyklus nach Tokio, die nur 3 Jahre bis Paris, das ist nicht viel Zeit“, erklärt sie. „Gern hätte ich mal ausgeruht, mich mal orientiert. Mal alles sacken lassen oder mal locker machen stand für mich aber nicht an.“ Beim Sprinten geht es um Hundertstel, da zählt gefühlt jede Trainingseinheit.

Das Jahr nach Tokio, also 2022, „war ein Kackjahr“, sagt sie heute. Aus unterschiedlichen Gründen war sie persönlich nicht so auf Zack, wollte sich aber sportlich wenigstens belohnen, da passte nämlich eigentlich alles ganz gut, „ich war topfit“. Aber im Finale rutschte ihr kurzzeitig das Paddel weg – und bei der kurzen Distanz lag sie hoffnungslos nicht vorn. Auch die Tatsache, dass sie ihre Ehre danach auf der EM zurücker­paddelte, machte das Jahr nicht besser.

Edina Müller in Paris Vorfreude Paris 2024
Vorfreude auf die Stadt der „Liebe“ -- Je t’aime Paris

2023, gerade bei der Heim-WM in Duisburg, wollte sie punkten, doch auch das gelang ihr leider nicht. Es wurde wieder nur Platz 4, die Wettkampfsteuerung hatte diesmal überhaupt nicht gepasst, unter Umständen war es ein klassisches Übertraining. „Ich konnte meinen Arm bei 170 m nicht mehr strecken, es ging gar nichts mehr“, aber immerhin bedeutete Platz 4 die Olympia-Quali. Für viele Sportler:innen das größte Ziel, auch für Edina schick, weil sie sich lockermachen konnte, vielmehr -machen kann. Derweil viele Athlet:innen in diversen Disziplinen bis zuletzt um die Quali bangen müssen, ist Edina safe in Paris, könnte schon Tische reservieren.

Ecina Müller Übernachtung im Van
Edina ist sehr viel unterwegs, weltweit. In Deutschland tourt sie mit ihrem Van.
Edina am Steg in Südafrika
Und hier: in ... genau: Südafrika oder Paris (siehe oben 😉

Also trainiert sie unter der Ägide des Bundestrainers André Brendel, auch sehr gern mit Heim-Trainer Arne Bandholz, der inzwischen nach Rostock gewechselt ist, sie aber dreimal die Woche hier in Hamburg betreut. Auch ein Beinbruch – bei ihr war der Trainingsausfall überschaubar – bremst sie nicht auf dem Weg nach Paris. Im letzten November ging es in die Sonne, Südafrika ist für sie optimal, jetzt in 2 Wochen auch wieder, teils auf eigene Kosten, derweil der andere Teil des Teams in die Türkei reist. „Für mich ist das Revier in der Türkei nicht so optimal, weil ich speziell Schwierigkeiten mit dem Steuern habe, denn ich muss im Gegensatz zu den anderen mit der Hand steuern. Das ist dort, weil auf einem Fluss mit Kurven und Strömungen trainiert wird, schwierig“, erklärt Edina.

Danach geht es nach Frankreich, in der großen Gruppe, und dann stehen die ersten Wettkämpfe an: Weltcup, EM, … allein zweimal geht es nach Szeged/Ungarn. Ihre Stärke ist das zweite Drittel eines Rennens, beschreibt sie. „Ich komme eigentlich schnell auf hohe Schlagzahlen“, nur die ersten Schläge nach dem Start, mit denen hadert sie, seitdem wir sie kennen. „Das ist kein Kraftthema, sondern ein Stabilisierungsproblem. Und ich kriege bei den wichtigen ersten Schlägen deswegen meine Power nicht sofort direkt ins Wasser“, erklärt sie. „Ich brauche etwas länger, um dann hochziehen zu können“, auf sensationelle 135 Schläge die Minute (mal eben vorstellen: das sind mehr als zwei pro Sekunde). Da muss sie, will sie, noch sehr konsequent und immer wieder dran arbeiten, sie lebt dieses Leben und folgt ihrem Traum. Und Niko und Liam ziehen mit. Konsequent. Und der Rest von Hamburg natürlich auch. Und dann klappt´s ja vielleicht doch auch mit der Ukrainerin. Bleib gesund, vor allen Dingen, liebe Edina. Fleißig bist Du ja.

Copyright Fotos: Edina Müller, sporting hamburg, Arne Bandholz,

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