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Klaus Lahme, Clubmanager beim Norddeutschen Regatta Verein, Chef des NRV Olympic Teams und der Segel-Bundesliga-Crew, kommt aktuell aus dem Grinsen nicht mehr heraus.

Das Schöne ist, das Grinsen ist erstens ansteckend, zweitens fürchterlich berechtigt und noch fürchterlicher verdient. Als (unter anderem) Kopf des Leistungssports im NRV darf Klaus sich – wir tun das, sein Verein natürlich auch – im Grunde selbst ordentlich auf die Schulter klopfen. Wenn nämlich das, auf das man lange, lange hinarbeitet, auch hinhaut, und zwar derart:

Erstmals in der Geschichte der Deutschen Segel-Bundesliga gelang es einer Crew, einem Verein vielmehr, das TRIPLE zu holen: Sieger der nationalen Segel-Bundesliga, Sieger der Sailing Champions League (wir berichteten) und zu besterletzt auch noch der Pokal. Gruß an den FC Bayern, wir können das auch.

Segeln in Hamburg
Segeln

Dazu, im Grunde fast zeitgleich, wurden zwei weitere Crews und Segelkamerad:innen der Liga-Freaks Weltmeister in ihren Klassen, die da sogar olympisch sind: Zum einen siegten Luise Wanser und Philipp Autenrieth in ihrem 470er in Israel und ihre Vereinskamerad:innen und Sparringspartner:innen Anastasiya und Malte Winkel wurden großartigerweise Sechste. Zum anderen wurde kurz zuvor Surfer Sebastian Kördel vor seinen zwei holländischen Erzrivalen Luuc Van Opzeeland und Huig Jan Tak knapp, aber sensationellerweise Weltmeister. Das ist umso beindruckender, als dass es ganze 20 Jahre lang keinen deutschen Senioren-Weltmeister in einer olympischen Klasse gab. Also darf Klaus Lahme grinsen. „Mein Bauch sagt mir, dass keinem Verein in Deutschland in diesem Jahr so etwas geglückt ist. Oder in der Welt?“

Dabei hat das Ganze gar nicht so sehr viel mit Glück zu tun. „All die Sportler:innen haben lange und hart gearbeitet“, betont Klaus Lahme. „Basti Kördel ist ein Ausnahmeathlet und auch noch schrecklich nett“, sagt er, „und mit Luise und Philipp, aber auch mit Anastasiya und Malte als Sechste haben wir schon mal drei heiße Eisen für Paris 2024 im Feuer“, wobei bei den 470ern nur ein Boot fahren darf. Zurzeit haben also Luise und Philipp etwas die Nase vorn. So oder so sind diese Erfolge Ergebnis einer sehr konsequenten Spitzensportförderung beim Norddeutschen Regatta Verein, die im Segelsport, wohl auch in Sport-Deutschland, ihresgleichen sucht. „Zusätzlich zu den sehr guten Maßnahmen des Deutschen Segler-Verbands bieten wir breitesten Support in vielen Belangen wie Material, Know-how durch Seminare etc., aber auch Reisen, logistischen Support, wenn nötig. Wir wollen, dass unsere Sportler:innen nicht on top noch jobben müssen, um ihr Leben zu finanzieren, denn die meisten studieren ja sogar noch nebenbei“, erklärt Klaus Lahme das Förderkonstrukt. Er merkt an: „Die gesamten Mittel werden uns privat zur Verfügung gestellt. Mäzene, Sponsoren machen das möglich“, die Club-Mitglieder selbst zahlen für den Spitzensport nichts, freuen sich aber sehr. „Wir arbeiten sehr gern mit dem DSV zusammen“, erklärt Lahme, hat sich aber mit der nächsten Maßnahme sicherlich nicht nur Freunde im Verband oder bei anderen Vereinen gemacht: „Für olympische Goldmedaillen oder WM-Goldmedaillen in olympischen Bootsklassen gibt es eine Prämie von uns“, erklärt er. 50.000 Euro-Kracher krachen ganz schön, im Amateursport. „Musst Du machen“, ist er überzeugt. „Das hat auch was mit Wertschätzung zu tun“, sagt er selbstbewusst, obwohl es ihm in diesem Jahr nun teuer zu stehen kommt. „Die Prämien sind bei uns auch nicht ganz unumstritten“, sagt er weiter, „aber bedenkt man, dass die Sportler:innen das Geld für neue Segel oder Masten einsetzen …“, ist es wahrscheinlich gut angelegt. Die internationale Segelszene hat an der Spitze meistens echte Profis. „Das ist in Deutschland so nicht möglich, also versuchen wir das ein wenig anders zu lösen.“ Und auch wenn er nicht weiß, welchen Anteil diese Prämien an den aktuellen Erfolgen haben, der Run auf den NRV ist groß. „Wir haben viele Bewerbungen anderer ambitionierter Segler:innen, 90 % müssen wir ablehnen.“

Obwohl es vergleichbare Prämien in der Segel-Bundesliga nicht gibt, ist der NRV in diesem Jahr auch da wieder maximal erfolgreich. Zwar entsprach der Saisonstart nicht ganz den Zielen aller, dennoch konnte sich die Crew, die von Renntag zu Renntag auch immer mal wechselt, zuletzt sehr konsequent und souverän in der Liga durchsetzen. Dass vor dem Ligasieg nebenbei auch noch die Champions League gewonnen werden konnte, war eine megagroße Überraschung. „Wir sind überglücklich, dass wir nun den sechsten Stern an der Brust haben und wieder Meister geworden sind“, sagte Steuermann Tobias Schadewaldt direkt nach dem letzten Flight des Spieltages. „Aber für uns ist die Saison noch nicht Ende. Nach dem Sieg der Sailing Champions League wollen wir das Triple holen und auch den Liga-Pokal gewinnen. Darauf sind wir heiß!“

Und wenn man sich etwas ganz feste vornimmt, dann gelingt das offensichtlich auch. Denn mit dem Gewinn des DSL Pokals der Deutschen Segel-Bundesliga schreibt der NRV ein kleines Stückchen deutsche Segelgeschichte und geht nun in die Annalen ein als erster Verein, dem das Triple gelang. Vor der eigenen Haustür segelte das NRV-Bundesligateam aus Tobias Schadewaldt, Leon Passlack, Florian Thoelen und Florian Weser nämlich am Pokalwochenende einen Sieg nach dem anderen nach Hause; sie hauten zwar dazwischen auch immer mal wieder einen „Ausrutscher“ raus, sodass es bis zum Ende spannend blieb, legten dann am letzten Tag aber Rennen für Rennen nach  und gewannen so am Ende mit 5 Punkten Vorsprung den Pokal und machten das Triple klar. „Das ist ein unglaublicher Erfolg für den NRV!“, freute sich immer wieder Klaus Lahme bei der Siegesfeier: „… unglaublich! Ich bin stolz auf die gesamte NRV-Bundesliga-Mannschaft und auf alle Supporter, ohne die wir diesen Weg nicht hätten gehen können. Danke!!“

Copyright Fotos: Sven Jürgensen, DSV/ Felix Diemer, Lars Wehrmann

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