Sehr gut sogar, strahlen die vier wunderbaren Seglerinnen, die wir auch in diesem Jahr für den Helga Cup gecastet haben. Wir treffen sie nach einer ihrer Trainingseinheiten auf der Alster und sie sind schwer beseelt, möchte man fast sagen.
Und das wiederum bestärkt uns sehr bei diesem Projekt, denn Haupttenor ist: Es ist alles schön. „Das Schönste ist, dass wir uns so gut verstehen“, findet Ulrike, sie ist die Berlinerin der Crew. Carla übernimmt dann aber mehr oder weniger die Gesprächsführung, sie ist auch die Skipperin, was deswegen nicht wirklich überrascht. „Wir haben ja im Grunde bei Null angefangen, als Team, auf diesem Boot“, erklärt Carla, „sind durchaus alle erfahrene Seglerinnen“, stellt Ulrike aber fest. „Wir mussten erstmal ein Feeling für das Schiff kriegen, sind ein wenig sanft gekreuzt, um dann auch erst einmal die eigenen Positionen in der Crew, auf dem Boot finden“, erklärt Carla weiter. Bianca ist für das Vorschiff zuständig, heißt das meist bunte, bauchige Vorsegel, Gennaker genannt, und die Fock reinholen. „Wenn was klemmt, muss sie ran“, sagt Franziska, und es klemmt beim Segeln immer mal was. „Dann krabbel ich nach vorn“, sagt sie selbst, kein Problem, „ich bin schnell.“
Franziska, sitzt, wenn man mal von Reihenfolge spricht, dahinter, sie setzt die Fock und den Gennaker, kontrolliert den Trimm, zieht die Fall, sprich: muss nämlich ordentlich ran, schnell und kräftig die Segeln setzen, sozusagen. Ulrike kommt dann, sie fährt den Spi, also den Spinnaker, „greift immer ein, wenn Bedarf ist“, sagt Bianca, guckt aufs Wasser, ist somit auch für die Taktik zuständig, „wo ist der Wind, wann kommt die Bö, sehr wichtig“, sagt Carla, die Skipperin.
Ulrike wiederum: „Carla hat das Auge für alles“, sie sagt, was gezogen werden muss, Spi hoch oder runter, wo die Konkurrenz ist, sie entscheidet, auch die Taktik, und zwar wenn nötig sehr kurzfristig. Skipperin eben. Sie erklärt deswegen auch den Entwicklungsprozess im Verlauf weiter: „Erst in der 2. Einheit haben wir uns an den Gennaker getraut, sind aber dennoch ruhig geblieben“, alles easy. „In der 3. Einheit sind wir dann in den Rennmodus gewechselt“, sagt sie. „Haben uns Bojen rausgeguckt, die umrundet, immer wieder, alles auf Geschwindigkeit“, unter Druck. Renn-Simulation.
Wie auch zuletzt, als sie auf der Alster zwei weitere J70, die sich vorbereiteten, übers Wasser zuriefen, ob frau gemeinsam Starts üben wolle. „Das waren richtige kleine Rennen, eine Boje umrunden, unter Gennaker zurück“, sagt Franziska. „Und es lief nicht so schlecht“, klingen sie ganz zufrieden. „In einer Einheit haben wir einen kompletten Rollentausch gemacht, jede auf einer anderen Position. Das ist wichtig für das Gesamtverständnis“, wird Carla ernster. „Es sind sehr viele Handgriffe, die müssen alle sitzen, und das eben auch unter Druck – und bei starkem Wind“, also noch mehr Druck.
Man darf gespannt sein, die vier sind sehr selbstbewusst, im Wesentlichen aber gestärkt durch die Crew-Situation: „Uns hat bis jetzt gar nichts aus der Ruhe gebracht, untereinander.“ „Wir kannten uns nicht, aber verstehen uns blendend“, unterstreicht Ulrike noch mal. „Und all die kleinen Schritte, alles Erfolgserlebnisse, haben uns extrem zusammengeschweißt“, erklärt sie weiter. Nach nur ein paar Wochen. Großes Kino. Carla: „Wir gehen im Grunde ganz behutsam vor, reden vor und nach jedem Training, jede macht ihre Hausaufgaben, wir tauschen uns bei einem Kaffee aus, gehen dann aufs Wasser und wissen genau, was zu tun ist.“ In der Ruhe liegt die Kraft, könnte man meinen. Ist denn gar nichts mal blöd, oder etwas doof gelaufen, wollen wir wissen.
„Nichts ist blöd“, kriegen wir eine schöne Abfuhr, „es kann doch auch mal alles gut sein.“ Alles gut. Wir freuen uns auf die Performance der vier beim Helga Cup vom 09. bis 11. Juni auf der Außenalster. Nur um sie zu erkennen: Die vier sind die Crew, bei der alles gut ist. Das spürt man.
Copyright Fotos: sporting hamburg, Lars Wehrmann